bergab ins ewige leben!
eine abschiedsrede für die skala

Hier, in der Höhle vor der Stadt, servierte man anfangs einer handvoll Zuschauer eher schwer verdauliche Blut und Bananen-Kost. Hier lud René Pollesch ins Kolonialhotel, die Cocka Hola Company ließ es Liebesperlen regnen und die Nerds feierten ihre Nächte. Und nun fällt hier, wo sich gen Ende der aus dem Kellerloch befreite Mensch des 19. Jahrhunderts pfeifend bergab ins ewige Leben spielte, der vorerst letzte Vorhang.

Dabei durften hier doch die Rebellen behaupten: Itspunk!, im Juli den Wahnsinn kosten,  sich dem Abhandenkommen der Staaten stellen und mit der Abschaffung der Arten an der Errichtung des 5. Imperiums arbeiten.

Hier war das Refugium für FANZ, für Idioten und sogar für den paranoiden Brad Pitt. Hier hat sich diese ganz eigene kleine Bühne ein ganz eigenes Publikum erspielt: Eine Generation Peer, die treu Im Pelz oder in Uniform durch den Maschinenwinter kam, die Chor wurde und mit Deutschland tanzte und der am Ende dann doch der Contract Killer bestellt wurde.

In der Skala gab es mehr Vielleicht, vielleicht auch nicht als abschließende Antworten an Deutschland. Aber gerade deshalb war hier jeden Abend der Hunger nach und die Lust auf die immer neuen und die ganz alten Fragen an Leben und Kunst zu spüren.

Und selbst an diesen Letzten Tagen in L. ist gewiss: Wir sind nicht das Ende. Bleibt uns jetzt auch nur ein wütendes, trauriges „Tschüß, Justin“,  der große Dank für all die Theaterabende voller Zorn und Zärtlichkeit und die Hoffnung auf die prophetische Kraft von Old M. Fonda auf dem Easee Ryde: „Irgendetwas geht hier zu Ende. Ich hoffe, das ist nur vorübergehend.“

 


In dieser Woche ging die vorerst letzte reguläre Vorstellung – Die dritte Generation – über die Skala-Bühne. Und dieser letzte Vorhang fiel ohne großes Aufheben ob der Lebendigkeit, der Modernität, der Tradition und vor allem der Notwendigkeit dieser, nur dem Äußeren nach kleinen Spielstätte.

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