Dabei hat es einen sprechenden Raum – Schichten Papiers ummanteln das Kellerloch, in denen – Bahn für Bahn abgerissen – sich der Kellermensch später zu verbergen sucht (Bühne: Lion Sauterleute), Licht und Nebel, die eine intensive Atmosphäre malen, spannende Spieler, die einen schon mit der stummen Eröffnung reinziehen in diesen Keller-Club.
Immer wieder gibt es starke Bilder in bizarr choreographierten Szenen: wie menschgewordene Gedanken im Kopf unseres Kellerlochmenschen tanzen die Spieler wild, durchmessen aufziehpuppenhaft den engen Raum, rennen verzweifelt gegen die Wände, trinken roten, zähflüssigen Lebenssaft aus langstieligen Sektgläsern, der ihnen definitiv nicht schmeckt. Allein, das Ganze will sich nicht recht fügen an diesem Abend. Alles wird bis zur Erschöpfung ausgespielt, der Soundteppich hämmert ins Hirn, es gerät zäh und lang und laut und plakativ und an anderer Stelle ist da zu wenig, der Text zu monoton und zu wenig fein gearbeitet.
Das ist schade, denn Text und Sprache Dostojewskis stecken voller funkelnder (Ab)Sätze und wahrer Worte, die herausgearbeitet werden wollen aus diesem Konvolut aus essayistischen Betrachtungen und assoziativ erzählten Lebensanekdoten (denen man hier ohne Kenntnis des Buches tatsächlich kaum folgen kann).
Erschöpft von der Suche nach etwas, dass man mitnehmen könnte aus dieser Kellerwelt, bleibt am Ende für dieses Mal eher Erleichterung wieder hinauszudürfen aus diesem düsteren, seltsamen, selbstquälerischen Kellerclub der Cammerspiele.
» Aufzeichnungen aus dem Kellerloch, Cammerspiele Leipzig
Regie: Tim Kahn. Mit: Christian Burkhardt, Lola Dockhorn, Nicolaj Gnirss, Benjamin Lehmann und Henriette Seier
Nächste Vorstellungen im Herbst 2016: 27.-29. Oktober und 3.-5. November