noch zweimal ‚eins zwei drei‘ – wärmstens empfohlen

Es ist zwar Spielpause an den deutschen Stadttheatern, Staatstheatern, Landesbühnen und was es sonst noch an öffentlichen Theatern gibt, damit aber zugleich Gelegenheit für die vielen kleinen freien Theater, die Besucher ins Sommertheater zu locken ...

Es ist zwar Spielpause an den deutschen Stadttheatern, Staatstheatern, Landesbühnen und was es sonst noch an öffentlichen Theatern gibt, damit aber zugleich Gelegenheit für die vielen kleinen freien Theater, die Besucher ins Sommertheater zu locken. In Leipzig gibt es da allerhand zu sehen, oft etwas leichtere Unterhaltung in Form von Komödien – das Richtige für einen lauen Sommerabend, den man nicht nur im Biergarten verbringen will, sondern am Ende das Gefühl haben möchte, man hätte mal wieder was für die Kultur getan.

Den Spagat zwischen leichter Sommerunterhaltung und Regietheater haben aber die Connewitzer Cammerspiele geschafft, die in diesem Jahr ihr Publikum in der Galerie KUB in der Kantstraße mit dem Stück „Eins, Zwei, Drei… Na was ist denn schon dabei“ unterhalten. Billy Wilders Komödie aus dem Jahr 1961 lieferte die Vorlage, ein Film, in dem es um die Heirat des jungen Ostberliner Kommunisten Otto Ludwig Piffl und der in Westberlin zu Besuch weilenden Coca-Cola-Erbin Scarlett Hazeltine geht.  Der Film wurde damals von der Realität überholt, weil während der Dreharbeiten die Berliner Mauer gebaut wurde. Irgendwie konnte das Publikum dann wohl über die Witze des Films nicht mehr lachen.

Cammerspiele "Eins, Zwei, Drei" © Dorothea Wagner
© Dorothea Wagner

Diese Geschichte hat nun Sebastian Börngen auf die Sommerbühne der Cammerspiele gebracht. Der junge Regisseur hat schon vor Jahren im Spinnwerk und wiederholt in den Cammerspielen durch gut gemachte Regiearbeiten Aufmerksamkeit erweckt, es könnte durchaus sein, dass man in Zukunft noch öfter von ihm hören wird. Seine Idee für „Eins Zwei Drei“ – er versieht den Abend mit einer Rahmenhandlung, in der dem Zuschauer erklärt wird, daß Wilders Film damals eigentlich ein antikapitalistisches Werk werden sollte, dass aber beim Schneiden gerade die dafür wichtigen Szenen herausgeschnitten wurden und somit etwas ganz anderes herauskam. Der Bogen schließt sich am Ende, wenn dann diese angeblichen Szenen gezeigt werden – da sieht man auf einmal die Schauspieler in Wild-West-Kostümen in  einem Saloon und reitend durch die Leipziger Auenlandschaft.

Videos und Fremdtexte, das hört sich nach Regietheater an, aber auch der Sommertheaterfreund kommt auf seine Kosten, denn die Cammerspieler zeigen, was sie können, bringen eine Reihe schräger Typen auf die Bühne, wie z.B. den von Josef Weitenbörner gespielten Schlemmer. Es gibt herrlichen Slapstick, es gibt einen Tanz der Auspuffgase, es gibt eine auf dem Kopf von Otto Piffl zersplitternde Flasche (aus Theaterglas natürlich – macht aber beim Publikum doch immer wieder Eindruck).

Der Abend kann wärmstens empfohlen werden, für die letzten beiden Termine am 14. und 15. August sind passend dazu auch wieder Temperaturen von über  30°C vorhergesagt.


Cammerspiele » EINS, ZWEI, DREI
Es spielen: Madeleine Brandt, Anuschka Jokisch, Tim Josefski, Karla Müller, Christian Strobl, Josef Weitenbörner, David Wolfrum

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