nordkurve #8: ritter werden, könig sein!

Von der Unendlichen Geschichte am Thalia Theater haben wir ja schon berichtet, und weil Kinderstücke so viel Spaß machen, wohnten wir heute der Wiederaufnahme vom König Artus am Deutschen Schauspielhaus bei. Eine berühmt-berüchtigte 10-Uhr-Vorstellung: 1200 Kinder fiebern lautstark mit, wenn der bepullunderte Artus (Bastian Reiber) mit seiner das-ist-nicht-meine-Freundin-und-dann-doch Guinevere (Anne Müller) durch England stolpert, um nicht nur Ritter zu werden, sondern auch noch den Krieg zu beenden – na super!

Und dieser Krieg ist nicht nur ein bisschen daher behauptet, sondern wird durch zwei herrlich fauchende Bösewichter befeuert: Die alternde Zauberin Morgane (Jan-Peter Kampwirth) und ihr eitler Sohnemann Mordred (Jonas Hien) haben es sich zum bescheidenen Ziel gesetzt, das schöne England „auszuquetschen“. Nach einigen Lehrstunden bei Merlin im Reich der Tiere können Guinevere und Artus dann aber glücklicherweise das berühmte Schwert aus dem Stein ziehen und sich zum König befördern (das macht der Artus ganz locker-flockig nebenbei), Mordred besiegen, die ritterliche Tafelrunde begründen und – na endlich – sich auch mal küssen.

Dem Zuschauer bietet sich ein liebevoll gestaltetes Kleinod mit herrlich viel Bühnenzauber, ebenso bezaubernder Livemusik und ausgezeichnet besetzten Spielern (von denen Herr Reiber im Übrigen kürzlich erst den Hamburger Boy-Gobert-Preis für Nachwuchsschauspieler gewonnen hat – berechtigterweise, finden wir).

Einnehmend ist dabei nicht nur Markus Bothes Inszenierung, sondern auch die Energie der Kinder im Saal – sei es wildes Armwedeln, um den Bühnennebel zu vetreiben, alarmierendes Schreien mitsamt anschließenden Buh-Rufen bei auftauchenden Bösewichtern oder einzelne „Iiiiihs“ beim Küsschen der beiden Helden.

Durchaus verstörend ist allerdings, wenn der Kinderchor mit einem vielstimmigen „Töte ihn!“ Artus ermutigt, Mordred endlich den Garaus zu machen. Das macht der dann feinerweise aber nicht, sondern beruft sich auf Gemeinschaft in der Ritterschaft und das Aufbrechen des Schwarz-Weiß-Denkens. Glück gehabt! Da kündigt sich doch eine gute Herrschaft an und am Schluss geht der frischgebackene König dann endlich auch mal selbstbewusst seiner geheimen Leidenschaft nach: Dem Singen.

Wir singen hier auch noch ein bisschen.


» König Artus
Regie: Markus Bothe.
Mit: Bastian Reiber, Anne Müller, Jonas Hien, Jan-Peter Kampwirth, Jan Krauter, Johannes Nehlsen, Michael Prelle, Olaf Rausch, Heiner Stadelmann, Michael Weber, Steffen Gottschling, Alexej Mir; Musiker: Peer Baierlein, Christian Gerber, Matthias Trippner

Nächste Vorstellungen: bis 16. 12. fast jeden Tag, sowie 27.12. und 1.1. im Deutschen Schauspielhaus Hamburg


Unsere frischgebackene Autorin franzjakk hat bis vor kurzem noch in Leipzig gelebt und die dortige Theaterwelt ergründet und bereichert. Aufgrund nötigem Tapetenwechsels und neuer Perspektiven wohnt sie nun aber in Hamburg und bleibt uns fortan über die Nordkurve verbunden. „Nicht nur über die Nordkurve, auch über jede Menge wärmste Gedanken und so!“ ruft sie, bevor sie mit ihrem Schiff den Lindenauer Hafen verlässt. „Und sag den Lesern, ich mach das hier zum ersten Mal, also sollen die mal nachsichtig mit mir sein!“ schallt es noch hinterher.

Was franzjakk neben Theatergeschichten schreiben noch so macht, könnt ihr auf ihrer Website erkunden: www.franzjakk.com

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