Theater im Zentrum der Stadt
Der Name Centraltheater war eine verdammt gute Idee, weil er einen – zugegeben: einen großen – Anspruch formuliert, der auch unter dem neuen Intendanten gilt: Weg von der gesellschaftlichen Peripherie, hinein ins Zentrum der Stadt! Weil er durch nationale und internationale Kooperationen, durch die Künstler, die hier arbeiteten, durch verdiente Auszeichnungen und die Einladung zum Theatertreffen zu einer Marke aufgebaut worden ist, die weit über Leipzig hinaus wahrgenommen wird. Weil er eben nicht der Standard „Schauspiel + Stadt XY“ war, sondern etwas eigenes. Und schließlich, weil er nicht aus dem luftleeren Raum kam, sondern eine mit dieser Bühne verbundene Geschichte hat.
Kommando zurück: Zwischenspiel statt Aufbruch
Sebastian Hartmanns Intendanz war etwas einmaliges, da hat Thomas recht. Aber die letzten fünf Jahre waren für unser Theater vor allem auch ein Aufbruch. Ein Aufbruch zu einer – zumindest für Leipzig – neuen Ästhetik, zu einer neuen Intensität, zu einer Auseinandersetzung über das Theater in der Stadt überhaupt und – nicht zuletzt – zu einem neuen, jungen und interessierten Publikum. Dafür steht der Name Centraltheater. Eine Rückbenennung ist deshalb nicht nur die falsche Blickrichtung, sie degradiert diesen so notwendigen Aufbruch zu einem bloßen Zwischenspiel.
Nicht nur falsch, auch unnötig
Die Rückbenamsung hat sicher eine starke Signalwirkung: „Kein Blut-Schrei-Wälz-Theater“ mehr, heißt es in einem Leserkommentar auf lvz-online.de schon: Man könne „endlich wieder ins Theater“ gehen. Aber: Mit dem Abschied Hartmanns und der Auswechslung des Ensembles, mit der Personalie Enrico Lübbe, von dem man hört, dass er die Chemnitzer wieder ins Theater geholt hat und mit neuer Optik & Außenwirkung hätten das die Leipziger doch sicher auch bemerkt, wenn es beim Namen Centraltheater geblieben wäre … So hätte man gezeigt, dass es ab Oktober nicht nur für die Theater gespielt wird, die in den letzten fünf Jahren nicht zuschauten, sondern auch für jene merkwürdigen Menschen, die diese spannende, anstrengende und intensive Central-Zeit genossen haben.
Namen? Nur Schall und Rauch …
Auch als Schauspiel Leipzig muss das Theater Angebote machen für die – nicht nur jugendlichen – Zuschauer, die vor allem in der letzten Spielzeit den Saal füllten, für jene „neuen Publikumsschichten“, die Sebastian Hartmann ins Theater gelockt hat. Das kann gelingen, denn man darf hoffen: Diese Zuschauer kommen, weil sie interessant finden, was geboten wird und ihnen der Name herzlich egal ist. Oder sie ein Centraltheater ohne Hartmann sowieso für eine Mogelpackung halten …