zu besuch manuel harder

Am 21. April war Manuel Harder zu Gast beim Centraltheaterstammtisch.

Seine Agentur gibt ihn als 1969 geboren an, tatsächlich kam er aber 1971 in Valparaiso in Chile zur Welt. Manuels Vater, ein Pastor der deutsch-evangelischen Kirche, arbeitete dort bis 1973 aktiv im Widerstand. Als diese Arbeit für ihn und seine Familie zu gefährlich wurde, verließen sie Chile und zogen nach Bremen.

Manuel Harder. Photo: Rolf Arnold / CT
Manuel Harder. Photo: Rolf Arnold / CT

Auf die Frage seines Vaters: „Was willst du aus deinem Leben machen?“, suchte er Anschluss an eine Schülertheatergruppe, kam dann zum Off-Theater und zur Straßentheaterszene. Als für ihn über unterschiedliche Projekterfahrungen deutlich wurde, dies ist mein Weg, ging er an die Athanor Akademie Burghausen, wo er sich zum Schauspieler ausbilden ließ. Sein dortiger alter rumänischer Meister hat tiefe Spuren in ihm hinterlassen, voller Respekt berichtet er von ihm.

Sein erstes Engagement hatte Manuel Harder am Salzburger Landestheater, mit drei jungen Kollegen holte man ihn an dieses Haus, um es zu erneuern. Von dort zog es ihn nach Dortmund, wo er von 2001-2007 mit viel Erfolg arbeitete. Er bekam 2007 den Publikumspreis und führte in unterschiedlichen Stücken auch Regie.

Ein Stiller ist er, einer der nicht viel Wirbel macht um seine Person. Sprache ist seine Passion: sei es der sensible, aufs minimalste reduzierte Gestus wie aktuell in „Die Nacht, die Lichter“, das Rezitieren eigens für Leipzig geschriebener Texte beim Rezessionsrundgang oder als gesungene Poesie wie in „Black Rider“. Ihn, der wo er auch ist, der imaginäre Staub weiter Landschaften zu umwehen scheint, nimmt man alles ab. Facettenreich spielt er unter den unterschiedlichsten Regiehandschriften dieser zweiten Saison am CT.

Der künstlerische Gedanke ist ihm wichtig, ihm ordnet er alles unter. Zeit lässt er sich, sinniert über die Frage, wie viel Figur und wie viel Geschichte in einer Rolle stecken muss und landet so bei seinem aktuellen Engagement im Centraltheater.

Da ist einer, der mit aller Kraft kopfüber in die Arbeit springt, aber mit Sicherheit sehr selten kopflos ist. Spannend für ihn sind die Fragen der Ästhetik, die in diesem, seinem Theater, neu beantwortet werden sollen. Da nimmt er es auch in Kauf, dass die künstlerischen Anforderungen die geregelte Arbeitszeit „kreativ außer Kraft setzen“. Wobei er als roten Pfaden seiner Kunst deren Vergänglichkeit nie leugnet: „Sie ist vorbei, in dem Moment wo sie entsteht“. Viel Kraft hat er und die ist er auch bereit, in den ewigen Arbeitsraum Theater zu stecken.

Willkommen fühlt er sich am Centraltheater, weil es ihm durch ein gleichzeitiges Engagement seiner Lebensgefährtin zusätzlich leicht gemacht wurde, hierher zu kommen. Er fühlt sich auch in seinem Bedürfnis nach Bindung ernst genommen.

Ein möglichst alles in den Blick Nehmender ist er, bekennend, befragend. Herausgefordert fühlt er sich von Orten, die unbekannt sind oder ins Unbekannte führen. Wenn er vom Flaneur spricht, diesem fast ausgestorbenen Wesen, hat man dass Gefühl, ihm persönlich ein Stück weit nahe zu kommen. Er charakterisiert diesen als ein Wesen, dass anders um geht mit Zeit und Raum. Sagt, genau dies gebe ihm Gewicht und mache aber auch deutlich, wie nutzlos er wäre. Zwischen diesen Polen bewegt sich auch sein Künstlerleben, philosophisch betrachtet er es, konzentriert lebt er es, offensiv nimmt er es an.

Zwischen den Terminen hat er sich Zeit genommen – ohne sich eine Pause gönnen zu können – weil ihm der Austausch mit dem Publikum wichtig ist.
Ein großer Diener der Kunst.

|:Jutta Palm:|

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