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erinnern kann ich mich nicht – palmetshofers unverheiratete als kammer- und sprachspiel in der diskothek

Die Frau, die hier in der dunklen Bühnenmitte auf einem Stuhl sitzt, ist jung. Aber auch sehr alt. Von einzelnen Spots wird sie in warmes Licht getaucht, beide Füße sind fest nebeneinander auf den Boden gepresst, als würden sie ihre verlorenen Wurzeln suchen. Marie Rathscheck ist die alte-junge Unverheiratete in Ewald Palmetshofers gleichnamigen Stück, das Ilario Rascher für zwei Aufführungen als ziemlich intensives Kammer-Sprachspiel und konsequente Innensicht auf die Diskotheksbühne gebracht hat.

delay am drehkreuz der geschichte(n) – philipp preuss & team gelingen bezwingende klangbilder in der diskothek

Der Blick in der dusteren Diskothek des Leipziger Schauspiel fällt zuallererst nach draußen, denn die Fenster sind an diesem Abend nicht verhangen. Auf dem Innenstadtring fahren am Sonntagabend einige wenige Autos und eine Straßenbahn vorbei, entfernt erkennt man ein paar einzelne Passanten. Der Theaterraum erweitert in die Stadt, schön, das fängt gut an. War da grad ein blauer Trabi? Doch schon holt uns der Hörsinn – und der wird an diesem Abend noch ganz wunderbar beschäftigt werden – wieder nach drinnen.

kinokino: marie rathscheck ist das melancholische mädchen

Erster Kinofilm und gleich ein renommierter Preis: Das melancholische Mädchen mit Schauspiel-Leipzig Actrice Marie Rathscheck (Die Nachtigall, Wolfserwartungsland) in der titelgebenden Rolle hat am Wochenende den Max-Ophüls-Preis gewonnen, einen der wichtigsten Preise für den deutschen Nachwuchsfilm.

zombies, die auf wölfe warten – gordon kämmerer mit wolfserwartungsland in der diskothek

Nein, dieses Land hier wartet auf gar nichts mehr. Außer vielleicht auf das Ende der Menschheit. Oder war das jetzt schon? Es sieht ganz danach aus in der Diskothek, in der eine erdhügelige und totenkopfgeschmückte Tagebaurestlandschaft die Bühne bedeckt. Ein interessanter Ansatz für eine posthumane Horrorshow – nur ist es in Florian Wackers Wolfserwartungsland dann doch ’nur‘ die eigene Vergangenheit, die als Raubtier zurückkehrt wie der Wolf in die Kulturlandschaft – längst ausgestorben geglaubt und doch so lebendig und gefährlich wie eh und je.