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vor uns die sintflut – die mülheimer titanic will nicht untergehen

Im Mülheimer Theater an der Ruhr spielen die Enzensbörger fröhlich zum Untergang auf, während die Welt sich rückwärts immer weiter dreht und helle Spots die dunkelsten Ecken des Seins ausleuchten. Angerichtet hat diese düster-kluge Hans-Magnus-Enzensberger-Karussellfahrt der Leipziger Hausregisseur Philipp Preuss.

wir können alle nur lernen, pflichtfach: wahrhaftigkeit

Im letzten Oktober ist der Dieter Jaßlauk im Alter von 85 Jahren gestorben. Philipp Preuss, in dessen Inszenierungen von Der Sommernachtstraum und Peer Gynt der Leipziger Schauspieler zuletzt spielte, schickte eine Grußbotschaft zur Gedenkfeier ins Leipziger Schauspielhaus, vor allem aber nach oben, zu Dieter.

preuss’sche wahnverstrickung auf dem grünen hügel

Sommer? Schon, aber trotzdem nur noch drei Tage bis zur Premiere. Und nicht zu irgendeiner! Am kommenden Dienstag gibt es die allererste Sprechtheater-Inszenierung ever in der Geschichte der Bayreuther Festspiele: Dann kommt Siegfried, ein Text von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel über den Wagner-Sohn und langjährigen Festspielleiter, zur Uraufführung. Regie führt der Leipziger Hausregisseur Philipp Preuss. Wie ist es denn dazu gekommen?

delay am drehkreuz der geschichte(n) – philipp preuss & team gelingen bezwingende klangbilder in der diskothek

Der Blick in der dusteren Diskothek des Leipziger Schauspiel fällt zuallererst nach draußen, denn die Fenster sind an diesem Abend nicht verhangen. Auf dem Innenstadtring fahren am Sonntagabend einige wenige Autos und eine Straßenbahn vorbei, entfernt erkennt man ein paar einzelne Passanten. Der Theaterraum erweitert in die Stadt, schön, das fängt gut an. War da grad ein blauer Trabi? Doch schon holt uns der Hörsinn – und der wird an diesem Abend noch ganz wunderbar beschäftigt werden – wieder nach drinnen.

ich habe die tat getan – philipp preuss‘ drückt bei macbeth auf die repeat-taste

Schon vor Beginn öffnet und schließt sich der rote Vorhang rasch und wie von Geisterhand vor dem immer gleichen – und immer neuen – Drama und nimmt so die Idee dieses eigenwilligen Abends vorweg: Denn Philipp Preuss genügen für seinen Macbeth am Staatsschauspiel Nürnberg die beiden ersten der fünf Akte, die allerdings dekliniert er in einem mörderischen Reigen aus Machtgier und Bluttat wieder und wieder (und wieder) durch.

auf die plätze, fertig … FAUST!

Zum Glück hat der Sommer dankenswert lange durchgehalten, so dass wir nur ein klein wenig neidisch zu den Eröffnungspremieren nach Hannover, Halle, Potsdam, Berlin geschielt haben. Aber nun hat die Durststrecke namens Sommerpause auch hier ein Ende – am kommenden Sonnabend ist Spielzeiteröffnung mit FAUST am Schauspiel Leipzig.

allesamt gespenster! – philipp preuss lädt mit ibsen & schreber zur geisterstunde

Nebelschwaden wabern über die düstere Bühne, in ihnen verfängt sich spärliches Licht, aus Gemälden blicken ernst und stumm die Figuren herab, durch die Türen huschen Gestalten, über die Wände irrlichtern ihre Abbilder und Wiedergänger und vor dem Vorhang aus schwarzer Gaze ergeht sich ein junger Mann aus guten Hause seltsam klar in Wahnvorstellungen von belebten Strahlen, von zweierlei Gottheiten, von verirrten, in Singvögel gewunderte Seelen, von Zwangszuständen und vom eigenen Körper, der zu dem einer Frau mutiert.