Blog

heimat im hotel-karussell – sascha hawemann eröffnet die spielzeit am schauspiel hannover

Schon beim Lesen kommen wir ins Schwärmen: Herzzerreißend und bildreich erzählt Joseph Roth vom Kriegsheimkehrer Gabriel Dan, der im zwielichtig-strahlenden Hotel Savoy irgendwo zwischen Ost und West strandet – Ruhelos-rastlos auf der Suche nach einem Platz zum Hingehören. Und dabei immer dieses Geld, und immer diese Liebe, und irgendwo draußen auch noch die Welt. Wer könnte derlei Geschichten besser auf der Bühne erzählen als Zwischen-den-Welten-Regisseur Sascha Hawemann? Wir waren bei der Premiere in Hannover und sind verzaubert.

da ist nichts, aljoscha! – martin laberenz‘ brüder karamasow am schauspiel hannover

Hartes Kirchengestühl, ein Kreuz mit lebensgroß leidendem Jesus, Gebetsbank, Kerzen an den Bühnenrändern. Dazwischen ein metallener Trichter mit Kletterstiegen nach oben, drum herum ein Gewirr von Treppen und Podesten. Nebel, gedämpftes Licht, Musik: Eine düstere Kirche hat Bühnenbildner Volker Hintermeier da ins Schauspiel Hannover gebaut. Ein Bühnenbild, bei dem man sich direkt auf’s Bespieltwerden freut. Und bespielt wird es fünfeinhalb anstrengende, fordernde, beglückende Stunden lang!

laufen rennen kaufen hetzen jagen – sascha hawemann inszeniert „wolf unter wölfen“ in hannover

Klamottenberge in holzvertäfelter Kaufhausatmosphäre unter Milchglaslicht, so präsentiert sich dem Zuschauer die erste Szene nach dem Eisernen Vorhang, und aus diesen Klamottenbergen schält sich über die ersten Minuten eine Arbeiterschaft heraus, die uns kurz danach recht aufgebracht im Sprechchor ins Geschehen einweist: Deutschland. 1923. Inflation. Alles geht den Bach runter.

Und dann geht es los, das „laufen rennen kaufen hetzen jagen“ – Sascha Hawemann inszeniert mit einer 1A-Besetzung Hans Falladas Tausend-noch-was-Seiten-Roman „Wolf unter Wölfen“ am Schauspiel Hannover und jagt durch Szenen, Personenkonstellationen und Orte, dass einem mitunter der Kopf schwirrt.

heiner müller spricht und kuttner & kühnel ziehen die fäden

Was für ein Start in die Theatersaison! Am Schauspiel Hannover gab es am letzten Freitag langen Applaus und Standing Ovations für einen Heiner-Müller-Abend voller Theatermagie. Und die Tom Kühnel – Jürgen Kuttner – Koproduktion „Der Auftrag“, die im Juni bei den Ruhrfestspielen Premiere hatte, hat das mehr als verdient.

hin und weg – der atlas der abgelegenen inseln in hannover

„Ein mehrstimmiges Hörstück auf drei Stockwerken für vier Schauspieler und ebensoviele Musiker eingerichtet von Thom Luz“ steht über dem Abend in der Cumberland’schen Galerie. Zu erleben ist ein sehr stimmiges Zusammenspiel von Raum, Klang, Musik und Spiel. Die Kritikerin empfiehlt, in der mittleren Etage Platz zu nehmen.