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die nachwelt wird’s schon richten – schernikau ist bei stefan pucher nur bedingt volksbühnentauglich

„Ein Exzess“ sei dieses Buch und eine „Überforderung auf allen Ebenen“, schreibt Jasper Nicolaisen im letzten Oktober im Neuen Deutschland anlässlich der Neuauflage von Ronald M. Schernikaus legende. „Es ist dick. Es ist maßlos. Es ist alles reingeschrieben, was sein musste. Es ist komisch gesetzt. Es geht alles durcheinander. (…) Es spielt in den 80er Jahren, aber ohne Retrochic.“ Nun, das meiste davon ist Stefan Puchers 3,5 Stunden Inszenierung an der Berliner Volksbühne schon mal nicht. Eher im Gegenteil. Der roman-unkundigen Rezensentin macht es dennoch Lust aufs Lesen und eventuelle weitere Bühnenversuche.

wisst ihr, was das bedeutet?

Da wird ein langgeplantes Gastspiel zum Vorsprechen für eine ganze Stadt: Der designierte Schauspieldirektor der Volksbühne Thorleifur Örn Arnarsson hat sich am Osterwochenende – nur ein paar Tage nach der Vorstellung der kommenden Spielzeit – mit seiner Inszenierung „Die Edda“ vom Schauspiel Hannover an der Berliner Volksbühne vorgestellt. Wir sind neugierig hingefahren und haben einen Abend gesehen, in dem zwischen hehrem Pathos, allerhand Sagenhaften und derben Theateralbernheiten so ziemlich alles drinsteckt.

everything’s not lost – meyerhoff-solo zu gast an der volksbühne

Aus der Not eine Tugend: Ein Jahr ist seit Chris Dercons Abgang von der Volksbühne vergangen, seit April 2018 versucht Interimsintendant Klaus Dörr den Kahn wieder flott zu kriegen – unter anderem lädt er Gastspiele ein, für die man sonst weiter bis viel weiter hätte reisen müssen: So kommt Ende März z.B. die Dernière vom „Immer noch Sturm“ aus Hamburg in die Hauptstadt, das Schauspiel Hannover ist mit „Der Auftrag“ und „Die Edda“zu sehen und gerade war das Wiener Akademietheater mit dem Joachim-Meyerhoff-Solo „Die Welt im Rücken“ zu Gast. So ein Glück!

making of: jesus christus

Schon während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, steigt Christoph Jöde – weihrauchschwenkend und mit einer Schlingensief-Gedächtnis-Perücke auf dem Kopf sozusagen als lebendiges Doppelzitat – durch die Stuhlreihen. Dabei reinigt er die Volksbühne nicht für einen andächtigen Gottesdienst, sondern für einen babylonischen Bildersturm. Kay Voges hat „Das 1. Evangelium“ von Stuttgart nach Berlin gebracht, und hier passender Weise in die Volksbühne, dem Heiligtum unter den hauptstädtischen Theatern.