und (con)action! das café für menschen mitohne fluchtbiografie am schauspiel leipzig

Montag, 17 Uhr, Baustelle Schauspiel Leipzig. Im Foyer gibt es Bemmchen und Tee, Bobbycars sausen herum, an zwei Tischtennisplatten werden gemischte Doppel ausgetragen. Da sind junge Leute, gestandene Väter, Mütter und Kinder aus Afghanistan, Syrien, dem Irak, dem Iran, Kuba ... Dazu gesellen sich Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen des Theaters, die Leute vom » Verein Interaction, Freunde, Gäste, Studenten ...

So geht kennenlernen beim ConActionCafé © Tamara Stoll
So geht kennenlernen beim ConActionCafé © Tamara Stoll

Und mittendrin die Schauspieler und ConActionäre Runa Schaefer und Florian Steffens. Nicht länger zusehen wollten sie, wie LEGIDA & Co allmontäglich über den Ring marschiert, sondern etwas für die Menschen tun, die zu uns flüchten und gleichzeitig ein Zeichen setzen: Begegnen und Kennenlernen statt Angst und Hass.

Ein Café haben die beiden mit einer Handvoll Mitstreitern aus der Taufe gehoben, einen Ort geschaffen, an dem man sich trifft, isst, trinkt, redet. An den man zusammen eine gute Zeit hat und wo – ganz wichtig – gemeinsame Aktionen stattfinden. Denn wie lernt man sich besser kennen, als wenn man etwas zusammen tut? Im Februar startete das erste Café. Seit dem treffen sich hier alle 14 Tage Alt-und Neu-LeipzigerInnen, Kinder und Erwachsene.

Ein kleiner blonder Dreikäsehoch mit großem schwarzen Hut zieht ein aufblasbares Krokodil quer durch die Baustelle, in der Spielecke wird gemalt und gepuzzelt, in den Fenstern sitzen Leute im Gespräch – und huch! Mal eben fix zur Seite gesprungen und Platz gemacht für ein kleines arabisch ausschauendes Mädchen, dass mit einem der Bobbycars fröhlich angebraust kommt. Bei den Aufwärmspielen im großen Kreis, bei denen auch schon mal rohe Eier gefangen werden müssen, sind durch die Bank alle dabei und haben ganz offensichtlich Riesenspaß.

Am Kicker ist immer Betrieb © Tamara Stoll
Am Kicker ist immer Betrieb © Tamara Stoll

Nicht nur ein weiteres Café sollte es sein, das gemeinsame Tun steht im Mittelpunkt: Singen, Trommeln, ein Tischtennis-Turnier, eine Jam Session, eine Fahrradwerkstatt – ganz unterschiedlich sind die Angebote. Die ConAction-Macher haben sich mit einer Menge Energie und Enthusiasmus in das Projekt gestürzt, mit vielen Menschen geprochen, Vereine und Gemeinden ins Boot geholt. Wen laden wir ein und wie kommen die Menschen aus den Wohnheimen in die Bosestraße? Brauchen wir extra Angebote für Frauen? Wer übernimmt die Kinderbetreuung und woher kommt das Geld für die Verpflegung? Jede Menge Arbeit ist das jedesmal.

Aber auch ein großes Glück, erzählt Runa, wenn man in die leuchtenden Augen guckt und sieht, dass es sich lohnt. Dass manche vom ersten Mal an dabei sind und sich hier wohlfühlen. Traurig und hilflos dagegen ist man, wenn liebgewonnene Besucher nicht mehr kommen können, weil sie ganz kurzfristig verlegt werden und noch nicht einmal wissen, welche Stadt ihr nächsten Zuhause wird.

Wenn die Sprachen nicht funktionieren, sprechen die Körper © Tamara Stoll
Wenn die Sprachen nicht funktionieren, sprechen die Körper © Tamara Stoll

An diesem Montag steht Bodypercussion auf dem Programm und bald trommelt, klatscht und schnippt es in verschiedenen Rhythmen in der ganzen Baustelle. Außerdem steht heute hinten eine große Fotobox – hier kann, wer will, pantomimisch Fragen wie „Was ist für dich Heimat? Was bedeutet Familie? Was Theater?“ beantworten. Aus den entstandenen Bildern soll ein Video geschnitten und beim nächsten Mal gezeigt werden. Eine großartige Idee!

Die ersten Cafés waren sozusagen Probeläufe, seit dem letzten ist alles ganz „offiziell“. Über den Bundesfreiwilligendienst Flucht und Asyl gibt es für das Projekt sogar eine ganze halbe Stelle. Und Pläne gibt es viele: Um auch mal konzentrierter arbeiten zu können, ohne dass einem entzückende Zwerge durch die Beine wuseln, steht demnächst auch die Probebühne zur Verfügung. Zusammen mit der Thomaskirchgemeinde soll gemeinsam gekocht und an einer großen Tafel dann zusammen gegessen werden. Flyer sollen die Schauspielviertel-Nachbarn neugierig machen, und und und …

Lust bekommen? Das nächste ConActionCafé ist schon am Montag! © Tamara Stoll
Lust bekommen? Das nächste ConActionCafé ist schon am Montag! © Tamara Stoll

Wer diesen ganz besonderen Begegnungsort für Menschen mit und ohne Fluchtbiographie unterstützen möchte, kann das mit einer Spende auf das Konto des Freundeskreises Schauspiel Leipzig e.V. tun:

Sparkasse Leipzig
IBAN: DE94860555921100489416
BIC: WELADE8LXXX
Kennwort: ConActionCafé.

Und natürlich selber vorbeischauen: Alle sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei!


Die nächste Termine:
Montag, 9. Mai
Montag, 23. Mai, dann ausnahmsweise:
Mittwoch, 1. Juni und
Mittwoch, 15. Juni, immer 17-20 Uhr.

» ConActionCafé in der Baustelle Schauspiel Leipzig Bosestraße/Ecke Dittrichring

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