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ich bin’s nicht! ein künstlerleben zwischen musik und nazis als grandioses puppenspiel aus graz

„Saagst den Leuden, sie soll’n wäggeeehn, biiidte …“ fleht der alte Mann im Rollstuhl seinen rumänischen Tagespfleger im schönsten Grazer Dialekt an. „Ich bin’s nicht!“, jammert er weiter. Der Puppenführer in der Rolle des Pflegers ist der Grazer Künstler Nikolaus Habjan, und der, mit dem der Alte keinesfalls verwechselt werden möchte, ist der Dirigent und Generalmusikdirektor Karl Böhm – das Sujet von Habjans aktuellem Stück, mit dem er vor ausverkauftem Schauspielhaus bei der euro-scene gastierte.

making of: jesus christus

Schon während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, steigt Christoph Jöde – weihrauchschwenkend und mit einer Schlingensief-Gedächtnis-Perücke auf dem Kopf sozusagen als lebendiges Doppelzitat – durch die Stuhlreihen. Dabei reinigt er die Volksbühne nicht für einen andächtigen Gottesdienst, sondern für einen babylonischen Bildersturm. Kay Voges hat „Das 1. Evangelium“ von Stuttgart nach Berlin gebracht, und hier passender Weise in die Volksbühne, dem Heiligtum unter den hauptstädtischen Theatern.

alain platel requiem pour l.

Zur Eröffnung der 28. euro-scene war ein alter Bekannter nach Leipzig eingeladen – Alain Platel mit seiner Compagnie „les ballets C de la B“ aus Gent. Diesmal gab es eine Bearbeitung von Mozarts Requiem unter dem Titel „Requiem pour L.“

stürmische herbsttage plus shakespeare auf hiddensee

Stürmische Herbststage auf Hiddensee und passend dazu – auch ein Sturm in der HiddenSeeBühne. Natürlich der von Shakespeare. Allerdings in einer Kurzfassung von einer Stunde Dauer, die für jeden, der zuvor vielleicht gar nicht wusste, dass es ein Shakespeare-Drama mit dem Titel „Der Sturm“ gibt, genießbar ist. Aber auch für den Shakespeare-Liebhaber bietet der Abend einiges.

zwischen zeitloser eleganz und heutiger dringlichkeit

Aus der Zeit gefallene Anmut, doppelbödig-frischbunte Tutus plus eine ganz andere Art der tänzerischen Körperbefragung – unterschiedlicher hätten die drei Teile kaum sein können, die das Leipziger Ballett anlässlich des 25. Jubiläums der Städtepartnerschaft Leipzig-Houston zu einem so feinen wie klugen Abend zusammen tanzte.