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wisst ihr, was das bedeutet?

Da wird ein langgeplantes Gastspiel zum Vorsprechen für eine ganze Stadt: Der designierte Schauspieldirektor der Volksbühne Thorleifur Örn Arnarsson hat sich am Osterwochenende – nur ein paar Tage nach der Vorstellung der kommenden Spielzeit – mit seiner Inszenierung „Die Edda“ vom Schauspiel Hannover an der Berliner Volksbühne vorgestellt. Wir sind neugierig hingefahren und haben einen Abend gesehen, in dem zwischen hehrem Pathos, allerhand Sagenhaften und derben Theateralbernheiten so ziemlich alles drinsteckt.

mit vollem einsatz: zwei teufel für einen insel-faust

Die Insel Hiddensee hat den Status einer Künstlerinsel. Wer sie besucht hat, kann die Spuren der Vergangenheit kaum übersehen. Gerhart Hauptmann, Walter Felsenstein oder Gret Palucca waren hier, um nur mal ein paar Namen zu nennen, die für den Theaterfreund von besonderem Interesse sind. Doch es gibt auch lebendiges Theater auf der Insel – die Seebühne Hiddensee.

ein allererstes letztes mal und der iffland-ring: reihesieben guckt gotscheff

Manchmal ist ein allererstes Mal auch das allerletzte: Ein kurzes Eintauchen in eine Welt, die gleich darauf untergehen wird. So ist das mit uns und Dimiter Gotscheff. Sein Immer noch Sturm erlebte am vergangenen Freitag seine allerletzte Aufführung – eine Dernière und zugleich die erste Gottschef-Inszenierung, die wir je gesehen haben (werden). Dazu eine ganz besondere Vorstellung: hat doch Hauptdarsteller Jens Harzer am selben Tag den Iffland-Ring bekommen. Wir sind sehr wehmütig, aber zugleich auch über die Maßen froh und dankbar, diesen in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Abend gesehen zu haben.

everything’s not lost – meyerhoff-solo zu gast an der volksbühne

Aus der Not eine Tugend: Ein Jahr ist seit Chris Dercons Abgang von der Volksbühne vergangen, seit April 2018 versucht Interimsintendant Klaus Dörr den Kahn wieder flott zu kriegen – unter anderem lädt er Gastspiele ein, für die man sonst weiter bis viel weiter hätte reisen müssen: So kommt Ende März z.B. die Dernière vom „Immer noch Sturm“ aus Hamburg in die Hauptstadt, das Schauspiel Hannover ist mit „Der Auftrag“ und „Die Edda“zu sehen und gerade war das Wiener Akademietheater mit dem Joachim-Meyerhoff-Solo „Die Welt im Rücken“ zu Gast. So ein Glück!

allen leuten recht getan … ein gespräch mit r7-autor thomas pannicke zum aus für intendanten florian lutz

Der Vertrag mit Opernintendanten Florian Lutz an der Oper Halle wird nicht verlängert. Das hat der Aufsichtsrat der Theater, Opern und Orchester GmbH Halle (TOOH) am letzten Freitagnachmittag entschieden. Unser Autor Thomas Pannicke war zuletzt ziemlich oft in der Nachbarstadt in der Oper. Und das, obwohl er eigentlich gar nicht wirklich musiktheater-affin ist. Was ihn angelockt hat, wollten wir von ihm wissen und was er zur aktuellen Entscheidung sagt. Und eine Opernpremiere gab es auch noch.

du elender, roher, widerwärtiger, lieber mensch!

In einer kleine Szene recht am Anfang fragt der Liliom die Julie, ob sie ihn denn lieb habe. „Nein“, bekommt er zur Antwort. Warum sie denn dann bei ihm bliebe, will er wissen. Die Antwort ist ein trotzig-trutziges „Halt so!“. Und ganz genauso-halt-so! wuppt Sascha Hawemann Molnars Kleine-Leute-Rummelplatz-Drama auf die Bühne des Bonner Schauspielhauses: Ohne Erklärungsversuche, ohne Urteil und Wertung, ohne Kirmeskitsch und Vorstadtbierseligkeit. Ein hartes und rohes So isses und dennoch oder deswegen eines voll Herz und Poesie. 

wer nur mit worten liebt, ist nicht mein freund

Leichtfüssig beginnt dieser Abend in der Box des Deutschen Theater Berlin. Lisa Hrdina und Jonas Sippel tanzen zunächst passend zu Another One Bites the Dust als Krähen auf dem staubigen Leichenacker. Hernach erzählen die beiden schrägen Galgenvögel fein launig erst einmal die ganze, tragische Vorgeschichte des antiken Dramas dieser Antigone. Falls wir die nicht mehr so ganz auf dem Schirm hatten …

„Der Zauberberg“ | Alexander Eisenach am Schauspiel Graz

Und diese Stunden ein Traum im Traum – Alexander Eisenach hat – mal boulevardesk-komisch, mal surreal-verzerrt – einen besonders illustren Haufen der Der-Welt-abhanden-Gekommenen in der eisig-frischen Zauberberg-Luft versammelt – zu einer Liegekur, bei der die Weltkriegsrealität immer wieder so penetrant wie bedrohlich vorbeischaut.