Wenn der Regisseur schon am Beginn des Abend frisch-frech mit dem Schlussapplaus spielt, muss er sich die Jubel-Lorbeeren hernach um so mehr verdienen. Und das tut er. Philipp Preuss‘ zweieinhalbstündiger Peer Gynt ist schaumgeborenes, schwarz-weiß-heiß-magisches Seelentheater. Hin und weg wir sind.
wer bin ich und wenn ja, wie viele?
philipp preuss‘ peer gynt am schauspiel leipzig
du sollst nicht … jette steckel befragt am deutschen theater die zehn – nein: elf -gebote
„10 Gebote“ heißt die Inszenierung, die in der Regie von Jette Steckel am vergangenen Wochenende am Deutschen Theater Berlin Premiere hatte. 10 Gebote und nicht Die zehn Gebote, wie man gemeinhin sagt, wenn es um die Regeln geht, die Moses dereinst direkt von Gott empfangen haben soll. Und doch geht es genau um diesen alttestamentarischen Text, insgesamt 15 Autoren waren aufgefordert, sich damit auseinanderzusetzen.
ohne trumpf gereizt? robert borgmanns iwanow am schauspiel köln
Im Vorweihnachtstrubel wär‘ es fast untergegangen, aber wir waren nicht nur in Dortmund, sondern auch in Köln im Theater. Hier wie dort ist das Schauspiel ausquartiert in eine Halle an der Peripherie. In Köln heißt das Depot und dort bat Robert Borgmann am 9. Dezember zu einem schier endlosen Tanz um das Nichts.
die bude fällt sowieso bald auseinander – zwischenlese: castorfs solness an der volksbühne
Das Stück wäre durchaus geeignet, um die Bilanz einer mehr als 20jährigen Intendanz zu ziehen. So richtig ernst hat der Regisseur diese Idee aber nicht genommen. Viele der Anspielungen auf die Situation der Volksbühne dürften erst nach der Premiere hinzugekommen zu sein, denn im Mai 2014 ahnte noch niemand, dass die Ära Castorf 2017 endet. Da dem aber wohl so ist … fix nochmal nach Berlin!
mit brennendem herzen in finsteren zeiten – sascha hawemann inszeniert brecht im dortmunder megastore
Das Dortmunder Schauspiel spielt zur Zeit in einer Megastore getauften Halle irgendwo zwischen Großgewerbe und Kleingärten. Die Zuschauer kommen trotzdem und irgendwie scheint die Halle als Spielort einen neuen Blick zu ermöglichen – einen demokratischeren, un-diktierteren. Auf jeden Fall ist der Raum wie gemacht für die Brecht’sche Versuchsanordnung Furcht und Elend des Dritten Reiches. Und für Sascha Hawemanns verlorene Seelen.
dreimal auf holz – am schauspiel leipzig erobert urfin die smaragenstadt
Nachdem Elli letztes Jahr das Zauberland von gleich zwei bösen Hexen befreit hat, erobert heuer der schlaue Urfin mit seinen Holzsoldaten die Smaragdenstadt. Das erprobte Regieteam um Stephan Beer führt die Geschichte am Schauspiel rhythmisch und anspielungsreich zu einem natürlich guten Ende. Eine Kritik in neun Trommelschlägen.
„es ist nicht das, wonach es aussieht“ – sebi hartmann geht in stuttgart auf sabinerinnen
Sebastian Hartmann hat am Schauspiel Stuttgart schon zwei starke, aber auch anstrengende und lange Abende gemacht – viele Fans hat er damit im Ländle nicht gewonnen. Jetzt kommt er mit einer Komödie zurück und mit der Ansage, sich mit dem Zuschauern und dem Zuschauen auseinandersetzen zu wollen. Das wiederum geht äußerst lustvoll und unterhaltsam vor sich – „Der Raub der Sabinerinnen“ beginnt als herrlicher Spaß und endet in einer sehr ernsthaften Liebeserklärung ans Theatermachen.
destillate und derivate – alexander eisenach lädt die revolver am schauspiel frankfurt
Ein Finanz-Western? Colts, Saloons, Whisky, schnelle Pferde, schöne Frauen und die unterkühlte Finanzwelt, Termingeschäfte, Hedgefonds und Indices? In Alexander Eisenachs „Der kalte Hauch des Geldes“ geht das tatsächlich zusammen und bringt neben erhellenden Momenten vor allem große Zuschau-Freude.