es ist auch dein zauberland! der gelbe nebel am schauspiel leipzig

Das Schauspiel Leipzig hat die diesjährige (Weihnachts)Märchen-Saison mit dem nunmehr dritten Wolkow eingeläutet: nach fiesen Hexen und dem schlauen Urfin droht der Smaragdenstadt heuer eine recht nebulöse Gefahr. Und dem Publikum ein fantastisches Abenteuer um die Kraft der Freundschaft und Macht der guten Gedanken.

Der gelbe Nebel © Rolf Arnold
Der gelbe Nebel © Rolf Arnold

Der titelgebende Nebel waberte am Schauspiel Leipzig am Sonntag schon fast überreichlich über die Bühne und ins Parkett, wo die erste Reihe heldenhaft versuchte, der Bedrohung durch stetiges Programmheftwedeln Herr zu werden. Klappte natürlich nicht, denn selbstredend müssen die Guten da oben auf der Bühne zuerst das Böse besiegen, das mit dem giftigen Qualm versucht, die Bewohner des Zauberlandes ein für alle mal zu vernichten.

Ein physisches und psychisches Gift scheint das zu sein, das nicht nur die Augen und Atemwege reizt, sondern auch die Gehirne vernebelt und Zwietracht unter den Menschen sät. Denn die Hexe Arachna an der Nebelmaschine – geweckt vom rachewütigen Ruf Bilan – ernährt sich von bösen Gedanken und dunklen Gefühlen. Sogar das Team Elli mit Scheuch, Holzfäller, Löwe und Co. droht sich zu zerstreiten. Am Ende raufen sich die Freunde zu Glück wieder zusammen und rücken der Hexe mit Liebe, Freundschaft und Co. erfolgreich zu leibe.

So einfach das daherkommt, so wahr ist es ja aber leider, muss man nur mal nach draußen gucken, wo gerade soviel Angst und Missgunst herrschen und aus Hass immer neuer Hass entsteht. Auch wenn man sich leise fragt, ob es immer die schwarz-weiß-gutgemeinte Eindeutigkeit sein muss und man nicht stattdessen auch mal was in der Schwebe lassen, ein bisschen Verwirrung stiften könnte. Aber wirklich nur ganz leise.

Der gelbe Nebel © Rolf Arnold
Michael Pempelforth at his best.  © Rolf Arnold

Denn es ist wirklich ein großer Theaterspaß und sehr liebevoll gemacht: Die Smaragdenstadt feiert in memoriam früherer Heldentaten rockig den Happy-Elli-Day; eine magische Maschine produziert Anti-Nebel-Rufaloin; ein breakdancender Hase und eine dicke Hummel namens Bine sind als Security im Birkenwald am Start; es hat einen tollen chinesisch anmutenden Zauberdrachen und die Hexe Arachna aus der Figuren-Werkstatt und in Führung von Samira Lehmann und Stefan Wenzel (Westflügel Leipzig) ist ein fantastisches und ebenso schönes wie bedrohliches Wesen.

Michael Pempelforths Löwe trägt eine blonde Wallemähne, die jede Miss Zauberland vor Neid erblassen ließe und ist in Doppelrolle als janusköpfiges Doktorenpaar Boril & Robil ganz in seinem Element. Ob als Käuer, als die Elli-Day-Allstars, als Smaragdenstädter im Kampf um den letzten Apfel oder als Birkenwald-Hase und Hummel – die Schauspielstudiosi Jonas Koch und Elias Popp sind so überzeugend im Dauereinsatz, dass das junge Publikum sich partout nicht entscheiden kann, zu wem es halten soll. Annett Sawallisch beherrscht neben der schön-schnöden Guakomo-dingens Schnepfigkeit auch ganz hervorragend das freihändische Segwayfahren. Und Markus Lerch ist ein ganz herrlich wahnwitzig-böse schimpfender, rachedurstig-selbstgefälliger und dennoch immer auch ein Stück tragikomischer Ruf Bilan.

Der gelbe Nebel © Rolf Arnold/Schauspiel Leipzig
Wir alle, für immer, zusammen © Rolf Arnold/Schauspiel Leipzig

Ein feiner Zaubercocktail aus gut aufgelegten Spielern, originellen Kostümen, zauberhaften Bühnen-Bildern aus Nebel und Licht, Witz, Spannung, einer Menge Herz und viel Musik. Und dem so freundlich wie notwendigen Hinweis: liebe Leute, kümmert euch, auch da draußen in der kalten Welt: Es ist auch euer Zauberland!  Wir haben verstanden. Schauspiel Leipzig, wir kommen!


» Der gelbe Nebel
nach dem Roman von Alexander Wolkow. Regie: Stephan Beer. Mit David Hörning, Jonas Koch,  Markus Lerch, Michael Pempelforth, Elias Popp, Marie Rathscheck, Annett Sawallisch, Guido Schikore, Luise Schubert, Samira Lehmann und Stefan Wenzel. Live-Musik: Jörg Wockenfuß und Jan-S. Beyer. Puppenbau &-spiel: Wenzel&Lehmann

Nächste Termine: Ab 21. November bis Weihnachten quasi tägliches Vormittagsprogramm, an den Wochenenden nachmittags und/oder Abendvorstellungen.

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