Deshalb haben wir den Schauspieler getroffen und ihn gebeten, ein paar Fotos aus seinem langen Theaterleben mitzubringen. Hat er gemacht: Auf dem Kantinentisch stapelten sich viele, viele Bilder und noch mehr Geschichten – unser Fotoalbum:
Im Weissen Rössl in der Leipziger Muko
Das bin ich mit zwölf Jahren. Da hab ich den Piccolo im „Weißen Rössl“ gespielt, hier, in der Musikalischen Komödie. Ich war in der Spieltruppe von Werner Hahn, da war ich in der 4. Klasse. Und da kam der Anruf: „Die suchen einen Kinderdarsteller für den Piccolo im „Weißen Rössl“ – Hast du nicht Lust?“. Ich bin dann dahin und der Regisseur hat mir einen österreichischen Satz gesagt, den ich nicht verstanden hab. War ja das Weiße Rössl … Das konnte ich überhaupt nicht! Ich hab’s trotzdem gemacht und dann hab ich das gespielt. So kam ich zum Theater.
Bernd Stübner. Mein Lieblingsdozent an der Schauspielschule! Ich war im 2. Studienjahr, 1980 muss das gewesen sein. Das links im Bild ist Werner Stiefel, der war sein Freund. Bernd Stübner hat mich immer eingeladen und ich hab die beiden besucht, in ihrer Hütte in Mecklenburg.
Am Theater Magdeburg war ich mal der Märchenerzähler in „Die Schneekönigin“. „Den Prolog, den prob ich nicht“, hab ich gesagt, „den mache ich mit den Kindern“. Und das habe ich dann auch. Ich fang also so an auf der Bühne „Kinder, ich hab so einen Hunger, hat nicht jemand von euch etwas zu essen dabei?“ Und dann fingen die tatsächlich an, Bonbons auf die Bühne zu werfen! Und hörten nicht wieder auf. Die Kinder im Rang haben natürlich gar nicht erst bis auf die Bühne getroffen, sondern die ersten Reihen im Parkett erwischt …
So viel zu Improvisation – Haben wir damals schon gemacht.
Das ist ein Foto aus „Der nackte Wahnsinn“. 1987/88 muss das gewesen sein, am Theater in Magdeburg. Das ist meine Art, die Kontaktlinsen zu suchen, ohne mit den Füßen auf den Boden zu kommen. Ich habe da den Garry gespielt. Und jetzt (in der aktuellen Inszenierung von Enrico Lübbe, Anm.d.R.) bin ich der Selsdon – vom jugendlichen Helden direkt zum alten Mann, sozusagen.
Das sind die „Börde Brothers“. Wir hatten in Magdeburg das Stück „Chips with Everything“, da haben wir in der Pause englische Skifflemusik gemacht. Ich hab gesteppt und Saxophon gespielt. Und dann kamen wir darauf, daraus eine eigene Nummer zu machen und weiter zu spielen. „Börde Brothers“ hießen wir, das konnte niemand aussprechen im Osten damals. In Diskotheken – wir sind überall aufgetreten – klang das dann immer so: „Und heute hier bei uns die Bröde Broders“. Kurz vor der Wende hatten wir sogar Einladungen nach Österreich und Westberlin. Dann kam 1989. Die anderen haben erstmal weiter gemacht, aber ich wollte lieber noch ein bisschen Schauspieler sein. Im DDR Fernsehen waren wir auch, sind bei „Showkolade“ und „Wenn schon, denn schon“ aufgetreten. Da gibt’s einiges …
Ich auf dem Land. Ich hatte zu Ostzeiten eine alte Hütte übernommen. Da hatte ich ein Pferd, mit dem ich ohne Sattel und Zaumzeug über die Koppel galoppieren konnte. Und viele Hunde. Der kleine hier sollte eigentlich Wolf heißen. Der war aber der letzte aus dem Wurf und wurde nicht so groß. Da hieß er dann Rolf. Inzwischen kann meine Tochter viel besser reiten als ich.
Wilhelm der Schreiber in „Black Rider“. Das war am Renaisscance-Theater. Wir haben ensuit gespielt, drei Monate! Dienstag bis Sonntag, Sonntag zweimal. Da stehst du auf der Bühne und denkst: „Hab ich das jetzt gestern gesagt? Oder heute?“
Ellen Hellwig und ich – auch so eine Geschichte. Die erste Probe mit Armin Petras, Ellen Hellwig und mir. Und Armin Petras sagt, „Los, schnapp sie dir und halt sie fest“ Und ich – noch recht energisch zu der Zeit – hab sie geschnappt und festgehalten. Auf einmal sagt Ellen: „Au! Jetzt hat’s geknackt.“ Sie hatte eine Rippe gebrochen! Das tat mir so leid! Später, als wir zusammen Hamlet gespielt haben, musste ich sie tragen und hab immer gefragt: „ Ist das zu doll? Ist das zu fest?“ Ich hatte richtige Berührungsängste. Aber sie war mir nie wirklich böse. Das war meine allererste Probe mit Armin Petras. Ellen erinnert sich sicher auch noch ganz genau …
In den „Ratten“ war ich Frau Knobbe. Und der Herr John. Und Herr John rauchte wie ein Schlot und Frau Knobbe rauchte auch. Das Problem war, ich war Nichtraucher. Ich musste mir das Rauchen richtig angewöhnen. Ich hab versucht, nicht zu rauchen, wenn ich keine Vorstellung hatte. Aber dann stand ich einmal auf der Bühne, als Herr John, die erste Zigarette im Mund und Heidi Ecks (als Frau John, Anm.d.R.) neben mir und ich sag nur, „Heidi“, sag ich, „warte mal kurz. Mir wird gerade so schlecht. Ich glaube, ich falle um.“ Und dann hat die Heidi gesagt: „Atme erstmal tief durch, ich sprech einfach weiter.“
Seitdem hab ich mich immer vor der Vorstellung „eingeraucht“. Und nach der Vorstellung musste ich mich wieder ausrauchen.
Das ist das Pulverfass, 2012. Mit den Kollegen Eddie Eckert und Günther Harder. Das Datum weiß ich noch ganz genau! Der 25. Oktober 2012. Das war der Tag, an dem ich Andruscha (Andreas Kellers Lebensgefährtin, Anm.d.R.) kennengelernt habe. Sie ist mit dem Regisseur, Sascha Hawemann, befreundet und war zur Premiere gekommen. Eine neue Liebe. Wie ein neues Leben. Und die hält! Hält und hält und hält.
So viele Theatergeschichten, die Auswahl fiel nicht leicht ;-). Zumindest an Die Ratten und Das Pulverfass können wir uns noch lebhaft erinnern. In schönster Erinnerung ist auch sein Oberon aus dem Sommernachtstraum und im Ohr klingt noch immer das trotzig-resignierte „Und nu bin ich ä Bär!“ aus Sascha Hawemanns Inszenierung Die Nacht, die Lichter.
Aktuell steht Andreas als Selsdon in Der nackte Wahnsinn und als Obergruppenführer Heitler in Jeder stirbt für sich allein/Die Leipziger Meuten auf der Bühne und spielt in den beiden Jugenclub-Inszenierungen Ännie und Tschick. Er war einer der sechs Peer Gynts und ein Osvald³ in den Gespenstern und probt demnächst wieder mit Philipp Preuss für Prinz Friedrich von Homburg. (Premiere am 27. April 2019)
Wir gratulieren von Herzen und bedanken uns für Bildmaterial und Theatergeschichte(n)!
Offizielle Preisverleihung am 16. März 2019 um 21:30 Uhr auf der Hinterbühne (nach der Dernière von Sechs Personen suchen einen Autor), danach Feier in der Kantine.