imagine all the people …

Heute machen wir kein Theater, heut' machen wir uns Gedanken. Von der letzten No-Legida-Demonstration und den Bauchschmerzen danach.

Letzten Montag habe ich mein Gesicht hergezeigt. Mal wieder. Jenen Menschen, die hinter Pegida- und Legida-Bannern hermarschieren, mehr als zweifelhafte Redner beklatschen und sich dem Vernehmen nach nicht zu fein sind, Deutschland, Deutschland über alles zu singen. Die zwar auch zwei Nazis-Raus-Fahnen, aber vor allem ihre Angst und ihre Vorurteile viel zu oft über den Ring tragen.

Montagabend, Hainspitze.

Sprechchöre, Anti-Nazi-Bässe, Trillerpfeifen – Ohrenbetäubender Protest. Friedlich ja. Halt die Fresse! Aber mit deutlich spürbaren Aggressionspotential.  Nazis raus! Natürlich kann man die Legiden nicht unwidersprochen machen lassen, auch wenn man sie am liebsten bis zur Bedeutungslosigkeit ignorieren möchte. Aber es brennen Häuser, es werden Menschen angriffen. Antifascista!  Wir sind da, wir sehen das anders, wir sind mehr als ihr, zeigen wir. ¡No pasarán!  Kein Mensch ist illegal. Refugees welcome! Und sind im Gegenprotest ein paar Zutaten verrührt, die mir Bauchweh machen.

Weil: Niederschreien und -pfeifen stehen argumentativ deutlich auf der Negativseite und die Anbrüll-Strategie hat schon damals im Kindergarten eher zu Trotzreaktionen denn zu Einsichten geführt. Wer schreit, hat unrecht. Und möchte ich mich Sprechchören anschließen, die Wen-auch-immer-RAUS! jagen wollen? Nein. Ja, wohin denn? Schön ist anders, aber „die“ gehören genauso zur Gesellschaft wie „wir“, man muss sich wohl oder übel auseinandersetzen. Halt die Fresse! ist nun auch nicht das Erste, was einem zum Thema kreativer Protest einfällt. Dafür aber unangenehm nah an Auf die Fresse! – und einschlägige Foren listen noch viel schlimmeres Sprechchor-Vokabular.

Sollten wir nicht die Fronten aufweichen, statt sie zu verhärten? Menschen auf unsere Seite ziehen, statt sie Niederzubrüllen? Wachsam sein und erkennen, dass Ausgrenzung nicht nur die in eine Richtung funktioniert? Uns nicht die Mittel der Gegenseite aufzwingen lassen? Nicht bloßer Reflex sein auf die „anderen“? Parallel zum Legidazug durch Nebenstraßen zu hechten, damit man „die“ am neuen Rathaus mit dem Stinkefinger erwarten kann, nee, das zeugt nicht von Souveränität.

 … I wonder if you can.

Ich wünschte mir, wir würden laut und fröhlich und oft den kulturellen Austausch feiern. Zusammen mit den Menschen, um die es hier geht und die sich Montag abends nicht auf die Straße trauen. Mit Musik, die Menschlichkeit und das Leben feiert und nicht nur hämmernde Anti-Nazi-Propaganda ist. Ich träume von einem Zusammensein und Willkommenheißen im Herzen der Stadt, währenddessen Legida – mit Nichtachtung gestraft und verbissen – Runde um Runde um den Wir-sind-das-Volk-Ring dreht.

Bleiben wir nicht im gegen stecken, wo es soviel gibt wofür zu sein es lohnt! Wir sehen uns auf der nächsten No-Legida-Demo.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert