Am kommenden Samstag feiert die Ost-Variante, Wolkows Kinderbuchklassiker Der Zauberer der Smaragdenstadt in einer neuen Theaterfassung Premiere. Das Regieteam und die Musiker sind dieselben, die beim vorletzten Sommertheater mit dem Dschungelbuch den Zoo gerockt haben (was die Vorfreude nährt) und die Elli wird von Sina Martens gespielt (die Vorfreude steigt). Wir haben uns mit Sina zu Kakao und Käsekuchen verabredet, die neunjährige Inga (✓ Stadttheaterweihnachtszielgruppe ;) mitgebracht und uns – quasi generations- und vierte-Wand-übergreifend schon mal in Märchenstimmung gebracht.
Unser kleines Mädchen kennt eher die Wolkow-Version der zauberhaften Geschichte, für Sina, aufgewachsen in Hamburg, war die zunächst neu – sie hat aber gleich eine tolle Szene entdeckt, die so im Zauberer von Oz gar nicht drin ist – nämlich die, in der der Scheuch und der eiserne Holzfäller sich darüber streiten, was denn nun besser sei: ein Herz oder ein Hirn?
Habt ihr auch fliegende Affen? Und einen Totoschka? will das Zuschauerkind wissen. Ja, haben wir!, sagt Sina, und: es wird aber ganz schön gruselig. Gruselst du dich gern? – Echt? Daran kann sich Inga gar nicht erinnern, wir erinnern uns dafür um so besser an den Schrecken des Kindes in Reihe-drei-Mitte beim Anblick des Drachen der Zauberflöte vor ein paar Jahren und – ähm … – lenken mal lieber ein bisschen ab: Was ist denn eigentlich euer Lieblingsmärchen?
Nach kurzer Bedenkzeit votieren die beiden einstimmig für Peter Pan und Sina erzählt, dass sie mal einen der verlorenen Jungen gespielt hat. Und Ronja Räubertochter! Das gilt nicht als Märchen? Wiesu denn blus, wiesu tut sie su?! prustet die junge Schauspielerin, die hier an der HMT studiert und im Leipziger Schauspielstudio gespielt hat (Der große Marsch, Hartmanns Faust, Fräulein Else) prompt fröhlich über ihren Kaffee. Ok, gilt.
Das tolle an Elli, erzählt Sina begeistert, sei doch, dass sie dieses seltsame Zauberland, in das es sie verschlägt, nur ganz kurz irritiert und dann sofort allen, die sie trifft, offen und herzlich – im besten Sinne tolerant – begegnet.
Es ist tatsächlich gar nicht so einfach, die beiden beim Thema Märchen zu halten, wo Inga doch wissen will, wie das so ist, das Schauspieler sein (anstrengend und schön) und wie das so funktioniert mit dem Kunstblut (da gibt es so Kapseln …) und ob es komisch ist, wenn man sich im Film selber sieht (Jawoll!).
Am Vormittag sei der MDR dagewesen, berichtet Sina, und hat Scheuch, Holzfäller, Löwe und Elli in voller Montur zwar nicht auf den gelben Backsteinweg dafür aber einmal quer durchs Schauspielviertel geschickt. Der Beitrag, der u.a. auch den Regisseur Stephan Beer zu Wort kommen lässt und sich ein wenig mit der Geschichte des Kinderbuches beschäftigt, läuft am Donnerstag, ab 22:05 Uhr im » Kulturmagazin artour.
Kinder sind toll im Theater, meint Elli-Sina abschließend; so ungefiltert und so richtig dabei und am mitmachen – das wäre auch bei Erwachsenen mal schön – anstelle der ernsten Gesichter und der verschränkten Arme. Da erhebt Inga dann aber doch Einspruch – ah, nee, die sind immer sooo laut! – und will lieber mit den „Großen“ ins Theater.
Und das darf sie auch! Am Samstag. Wir freuen uns mit ihr auf die Premiere – mit gruseligen Hexenschlössern, verzauberten Schuhen, Herz und Hirn und fliegenden Affen und drücken allen feste die Daumen. Der Weg zur Smaragdenstadt ist mit gelbem Backstein ausgelegt, ihr werdet euch gewiss nicht verirren. Dreimal gespuckt!
» Der Zauberer der Smaragdenstadt
Regie: Stephan Beer. Mit: Julia Berke, Anne Cathrin Buhtz, Andreas Herrmann, Marcus Kaloff, Tilo Krügel, Dirk Lange, Sina Martens und Hartmut Neuber
Premiere am 14. November, ab Dezember dann fast täglich. Schauspiel Leipzig, große Bühne.