neustart am berliner ensemble

Während sich die Aufregung um den Intendantenwechsel an der Berliner Volksbühne noch immer nicht gelegt hat, ging es am Berliner Ensemble doch wesentlich ruhiger zu. Dort endete im Sommer die 18jährige Intendanz von Claus Peymann. Nachfolger wurde Oliver Reese, der zuletzt Intendant am Schauspiel Frankfurt/M. war, ein gestandener Theatermann also, somit eine Garantie dafür, daß das BE auch weiterhin ein Ensemble- und Repertoiretheater sein wird – im Gegensatz zur Volksbühne.

Alles neu! © Berliner Ensemble
Alles neu! © Berliner Ensemble

Wie es ein Intendantenwechsel so mit sich bringt, gibt es viele neue Schauspieler. Einige hat Reese aus Frankfurt/M. mitgebracht, der Leipziger Theaterfreund wird sich sicher noch an Oliver Kraushaar und Constanze Becker erinnern. Von anderen Berliner Bühnen kamen Andreas Döhler (DT), Ingo Hülsmann (Schaubühne) und Patrick Güldenberg (Volksbühne). Mit dabei sind auch die frischgekürte Nachwuchsschauspielerin des Jahres Sina Martens (ehemals Studio Leipzig) sowie Stefanie Reinsperger (Nachwuchsschauspielerin und Schauspielerin des Jahres 2015).

Als Gast wird Christian Kuchenbuch in einer Inszenierung von Alexander Eisenach zu sehen sein, auch Frank Castorf, Robert Borgmann und Ersan Mondtag werden inszenieren, Hausregisseur ist Michael Thalheimer. Neben Neuinszenierungen hat Reese auch einige Stücke aus Frankfurt/M. mitgebracht, andere aus dem Repertoire der Peymann-Intendanz übernommen, darunter auch den legendären Arturo Ui mit Martin Wuttke in der Regie von Heiner Müller (so zumindest laut Spielzeitheft, im aktuellen Spielplan taucht die Inszenierung noch nicht auf). Ihre Berliner Premiere feierte vor wenigen Tagen die aus Frankfurt/M. übernommene Thalheimer-Inszenierung Penthesilea, hier ein paar Eindrücke von der zweiten Vorstellung.

Penthesilea © Birgit Hupfeld
Penthesilea © Birgit Hupfeld

Thalheimer ist bekannt dafür, daß er Stücke stark reduziert, ihren Kern sucht und sich dann auf diesen konzentriert. Hier hat er die Anzahl der Personen des Kleistschen Dramas auf drei gekürzt, Constanze Becker als Penthesilea, Felix Rech als Achilles und schließlich Josefin Platt, deren Rolle nur als „Frau“ bezeichnet wird. Wenn sich der Vorhang hebt, sieht man Penthesilea und Achill ganz oben auf der die gesamte Bühne einnehmenden, spitz zulaufenden schrägen Fläche (Bühnenbild Olaf Altmann).

Sie hält den nackten und blutverschmierten Achilles auf ihrem Schoß. Eigentlich das Schlussbild, das hier gleich an den Anfang gestellt wird. Unentrinnbar also das Verhängnis, auf das die beiden (eigentlich) Liebenden sich zu bewegen. Wobei es so sehr viel Bewegung nicht gibt, da die beiden Schauspieler die Schräge kaum verlassen und sich darauf nicht besonders ausgiebig bewegen (können). Meist vom Rand der Rampe spricht hingegen die Frau die verbliebenen Texte der anderen Personen ins Publikum.

Auch wenn der Ausgang der Geschichte vorhersehbar ist – die beeindruckenden Schauspieler machen den Abend zum Genuss. Leider ist er nur kurz, denn nach reichlich 100 Minuten ist Schluss. Der donnernde Applaus zeigt, dass die Berliner ihr neues BE mit offenen Armen empfangen wollen.

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