pro & contra rückbenennung I: centraltheater? etikettenschwindel!

Während laut Medienberichten schon festzustehen scheint, wie unser Theater ab Herbst 2013 heißen wird, gibt es bei den Centraltheaterfreunden unterschiedliche Meinungen. Für die Pro-Schauspielhaus-Fraktion ist eine Rückbenennung geradezu zwingend- Alles andere wäre Etikettenschwindel ...

Leipziger Festspiele. Im Wochentakt stehen Premieren an und damit auch Premierenfeiern. In der Festival-Lounge auf der Hinterbühne prangen über dem DJ-Pult riesengroß die Lettern C und T – Centraltheater.

Festspiellounge Centraltheater 2013

Unwillkürlich muss ich an das denken, was hinter vorgehaltener Hand die Spatzen von den Dächern pfeifen und was nun auch eine Leipziger Zeitung als Möglichkeit vermeldet – die Rückbenennung des Centraltheaters in Schauspiel Leipzig. Das sei die Intention des kommenden Intendanten Enrico Lübbe. Damit würde er ein deutliches Zeichen setzen. Denn wieder einmal heißt es zu Beginn der nächsten Spielzeit „Ende – Neu“, auch wenn dieses Motto dann wahrscheinlich kaum auf den Plakaten zu lesen sein wird. Etwas Neues wird beginnen, etwas Anderes auf jeden Fall. Ob es besser oder schlechter sein wird, darüber muss man nicht streiten, das mag jeder Theaterfreund selbst entscheiden.

Der von der Stadt gewollte Neuanfang 2008 unter Sebastian Hartmann brachte einige Veränderungen – die nach außen hin vielleicht auffälligste war die Umbenennung des Schauspielhauses in Centraltheater. Historisch war das noch nicht einmal falsch: Das Anfang des 20. Jahrhunderts eröffnete Operettentheater in der Bosestraße hieß Centraltheater. Die Ära Sebastian Hartmann hat den Namen mit neuem Inhalt gefüllt: mit den bildgewaltigen, mehrstündigen und fesselnden Inszenierungen Hartmanns und den melancholischen und emotional tief berührenden Arbeiten Sascha Hawemanns, mit den intellektuell herausfordernden Abenden von Robert Borgmann und den Inszenierungen von Martin Laberenz, die zeigten, wieviel Theater man in Prosatexten finden kann. Nicht zu vergessen die wilden, voller Musik und Poesie steckenden Abende eines Jürgen Kruse. Wenn es scheint, als hätten hier nur Männer inszeniert, so sollen Mareike Mikat, Jorinde Dröse, Signa Köstler, Martina Eitner-Acheampong und Christiane Pohle genannt sein. Und genannt werden muss vor allem das wunderbare Ensemble, das so viele herrliche Abende hat Realität werden lassen.

Für diese Zeit steht der Name Centraltheater und insofern wäre die Rückbenennung in Schauspielhaus durchaus korrekt, um nicht zu sagen, die Beibehaltung des Namens Centraltheater wäre Etikettenschwindel. Das Haus in der Bosestraße ist dann einfach nicht mehr das Centraltheater, das hier fünf Jahre lang die Gemüter bewegt und für Begeisterung und Ablehnung gesorgt hat.

Die Contra-Rückbenennungs-Fraktion kommt bald an selber Stelle zu Wort. Was meint ihr?

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