„Halve Hahn“ heißt das, grummelt der gelernte Ex-Wahl-Kölner und was bitte sind Bumsbacken? Braucht die Welt denn noch einen Podcast? Oha, wiiiieee lange geht das? … zugegeben ein klein wenig zögerlich fällt der Klick auf „Play“ aus – 80 Minuten Plaudertalk mit den beiden „halben Hähnen“ – bzw. laut Eigenbeschreibung „ausgewachsenen Halbstarken“ Jonas Steglich und Tim Golla. Kann das gutgehen? Ja, es kann.
Eine große Vorrede gibt es nicht, wir sind gleich mittendrin. In fröhlich-fundamentaler Selbstüberschätzung stellen die beiden erstmal fest, dass man, höre man denn andere Podcasts – „ähm, nee eigentlich ja nicht nur da“ – oft das Gefühl habe, das selber besser zu können.
Wenn man im Ruhrpott Leute für
’ne Talenteshow sucht, ist das ein …
Den einen, Jonas Steglich, kennen wir von der Leipziger (Schauspiel-Studio) und Hannoverschen Theaterbühne, Tim Golla hat an letzterer für musikalische Auftritte gesorgt. Die zwei müssen sich auch nicht erst warm oder aufeinander einspielen, die sind gleich 100% da und werfen sich locker die verbalen Bälle zu. Da gehts leichtfüßig und gern kalauernd ums Künstler-Sein und Erfolg haben, von da aus zur fehlenden zweite Stimme bei einem Helene-Fischer-Auftritt (siehe: besser können), hernach über Bande zu Fußball, Fans und Hundeerziehung.
Die beiden Herren denken aber auch ganz ernsthaft im allgemeinen und speziellen über Kreativität und künstlerische Freiheit, übers Künstler-Ego und die Erwartungshaltung(en) des Publikums, über Form und Inhalt in der Kunst nach. Erzählen Geschichten über unsere (mangelnde) Diskussionskultur, über Filterblasen und Lagerdenken und kommen schließlich wieder auf den Hund und die offenbar sehr deutsche Blockwartmentalität anno 2021.
Das ist gekonnt locker und witzig gemacht, zum Glück nicht allzu politisch korrekt und tatsächlich keine Sekunde langweilig. Im Gegenteil, da hört man gern zu und ist gut unterhalten. Die beiden können Show und haben was zu sagen – ein bisschen verrückt, ziemlich cool und always charming hauen die uns eine schöne Mischung aus Spaß und Ernst, Theorie und Praxis um die Ohren.
„Bumsbacke“ ist übrigens laut Podcast-Macher Steglich eine Spielart der landläufig etwas bekannteren „Dumpfbacke“, die aber – zugegeben – viel schöner „alliteriert“. Und besser trifft: „Einmal zwei halbe Hahn“ hat nämlich Bums und ist überhaupt gar kein bisschen dumpf – reine Vorfreude also auf die nächste Ausgabe, die schon am 7. Juni erscheinen soll und zu der eine Gästin geladen ist, nämlich die Schauspiel-Kollegin Klara Deutschmann. Deshalb: Gern noch einmal zwei halbe Hahn, bitte.