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im digitalen nirgendwo – ein internet-premieren-protokoll in verteilten rollen

Kein gestreamter Vorstellungs-Mitschnitt, kein Küchenbretter-Theater, sondern eine ganze Theaterproduktion macht aus der Not eine Tugend und zieht in den digitalen Raum. Philipp Preuss & Team hätten mit Kafkas „Schloss“ am 25. April Premiere auf der großen Bühne gehabt, gestern nun gab es „k.“ Folge eins von vier im Netz. Wir haben uns zum Gucken verabredet: mit franzjakk, der ehemaligen reihesiebenmitte-Korrespondentin in Hamburg, die sich schon vorab ein paar unredigierte Sofagedanken macht. Für sie, für uns, für euch, für alle sicher vor allem eins: EIN EXPERIMENT!

preuss’sche wahnverstrickung auf dem grünen hügel

Sommer? Schon, aber trotzdem nur noch drei Tage bis zur Premiere. Und nicht zu irgendeiner! Am kommenden Dienstag gibt es die allererste Sprechtheater-Inszenierung ever in der Geschichte der Bayreuther Festspiele: Dann kommt Siegfried, ein Text von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel über den Wagner-Sohn und langjährigen Festspielleiter, zur Uraufführung. Regie führt der Leipziger Hausregisseur Philipp Preuss. Wie ist es denn dazu gekommen?

kalauer gegen den endsieg – petras kreuzt fallada und leipziger lokalgeschichte zum spaßigen widerstandspanorama

Das Hakenkreuz ist zum Hashtag mutiert und die Plakate – Think national! oder Rechts rules again – an den Wänden des Plattenbau-Häuserblocks, den Susanne Schuboth auf die Drehbühne gebaut hat, könnten gut und gern auch aus einer Brave New World stammen. Der Plattenbau selbst könnte wiederum auch in der DDR stehen – inklusive Stasispitzel im Hauseingang. Genauso funktionieren Kostüme und die restliche Ausstattung von Tintenfass und Silberbesteck bis Kassettenrekorder und Pferdebettwäsche – 1920er? 40er? Mitte 1980?: Sie verhindern bewusst eine eindeutige zeitliche Verortung.

allesamt gespenster! – philipp preuss lädt mit ibsen & schreber zur geisterstunde

Nebelschwaden wabern über die düstere Bühne, in ihnen verfängt sich spärliches Licht, aus Gemälden blicken ernst und stumm die Figuren herab, durch die Türen huschen Gestalten, über die Wände irrlichtern ihre Abbilder und Wiedergänger und vor dem Vorhang aus schwarzer Gaze ergeht sich ein junger Mann aus guten Hause seltsam klar in Wahnvorstellungen von belebten Strahlen, von zweierlei Gottheiten, von verirrten, in Singvögel gewunderte Seelen, von Zwangszuständen und vom eigenen Körper, der zu dem einer Frau mutiert.

no way back – die leipziger uraufführung verortet heinz helles endzeitparabel in einer turnhallen-wirklichkeit

Heinz Helle erzählt in eigentlich müssten wir tanzen von einer Gruppe schon etwas in die Jahre gekommener Jugendfreunde, die nach einem winterlichen Berghüttenwochenende in die Zivilisation zurückwollen und eine komplett zerstörte Welt vorfinden – in Schutt und Asche, leichenübersät. Wir folgen dem Ich-Erzähler und seinen vier Kumpels, die seltsam gefühlskalt und schicksalsergeben durch die postapokalyptische Landschaft streifen. Getrieben von einem nicht tot zu kriegenden Überlebenswillen, aber ohne Ziel und die notwendigen Überlebensfähigkeiten: Wie in einem Kinderabzählreim dezimiert sich die Gruppe.

neugierige fragen an … felix axel preißler

Wir wollen das neue Ensemble kennen lernen! Deshalb haben wir den Damen und Herren jeweils sieben bis neun neugiere Fragen gestellt. Felix Axel Preißler hätte auch Senner werden können, ist zu Fuß durch Leipzig unterwegs und wird schon mal von älteren Damen angeflirtet.