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kalauer gegen den endsieg – petras kreuzt fallada und leipziger lokalgeschichte zum spaßigen widerstandspanorama

Das Hakenkreuz ist zum Hashtag mutiert und die Plakate – Think national! oder Rechts rules again – an den Wänden des Plattenbau-Häuserblocks, den Susanne Schuboth auf die Drehbühne gebaut hat, könnten gut und gern auch aus einer Brave New World stammen. Der Plattenbau selbst könnte wiederum auch in der DDR stehen – inklusive Stasispitzel im Hauseingang. Genauso funktionieren Kostüme und die restliche Ausstattung von Tintenfass und Silberbesteck bis Kassettenrekorder und Pferdebettwäsche – 1920er? 40er? Mitte 1980?: Sie verhindern bewusst eine eindeutige zeitliche Verortung.

laufen rennen kaufen hetzen jagen – sascha hawemann inszeniert „wolf unter wölfen“ in hannover

Klamottenberge in holzvertäfelter Kaufhausatmosphäre unter Milchglaslicht, so präsentiert sich dem Zuschauer die erste Szene nach dem Eisernen Vorhang, und aus diesen Klamottenbergen schält sich über die ersten Minuten eine Arbeiterschaft heraus, die uns kurz danach recht aufgebracht im Sprechchor ins Geschehen einweist: Deutschland. 1923. Inflation. Alles geht den Bach runter.

Und dann geht es los, das „laufen rennen kaufen hetzen jagen“ – Sascha Hawemann inszeniert mit einer 1A-Besetzung Hans Falladas Tausend-noch-was-Seiten-Roman „Wolf unter Wölfen“ am Schauspiel Hannover und jagt durch Szenen, Personenkonstellationen und Orte, dass einem mitunter der Kopf schwirrt.