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making of: jesus christus

Schon während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, steigt Christoph Jöde – weihrauchschwenkend und mit einer Schlingensief-Gedächtnis-Perücke auf dem Kopf sozusagen als lebendiges Doppelzitat – durch die Stuhlreihen. Dabei reinigt er die Volksbühne nicht für einen andächtigen Gottesdienst, sondern für einen babylonischen Bildersturm. Kay Voges hat „Das 1. Evangelium“ von Stuttgart nach Berlin gebracht, und hier passender Weise in die Volksbühne, dem Heiligtum unter den hauptstädtischen Theatern.

„es ist nicht das, wonach es aussieht“ – sebi hartmann geht in stuttgart auf sabinerinnen

Sebastian Hartmann hat am Schauspiel Stuttgart schon zwei starke, aber auch anstrengende und lange Abende gemacht – viele Fans hat er damit im Ländle nicht gewonnen. Jetzt kommt er mit einer Komödie zurück und mit der Ansage, sich mit dem Zuschauern und dem Zuschauen auseinandersetzen zu wollen. Das wiederum geht äußerst lustvoll und unterhaltsam vor sich – „Der Raub der Sabinerinnen“ beginnt als herrlicher Spaß und endet in einer sehr ernsthaften Liebeserklärung ans Theatermachen.

nüscht und alles und alles und nüscht – sebi hartmanns revisor am schauspiel frankfurt

Irgendwie staunt man ja jedesmal aufs Neue, wie der Hartmann es schafft, sich mit einer Überdosis des schönsten Klamauks inklusive selbstreferentieller Ironisierung dem Geschichten-Erzählen konsequent zu verweigern, um dann trotzalledem oder genaudeswegen mitten in des Stückes Kern punktzulanden und damit auch noch so manchen wunden Punkt zu treffen. So auch am letzten Samstag am Schauspiel Frankfurt.

die engel sind gierig – hartmann wuchtet meyers stein auf die bühne

Im Stein heißt Clemens Meyers monumentaler, vielstimmiger Nachtgesang aus der Schattenwelt, dessen Uraufführung zu gern das Schauspiel Leipzig an Land gezogen hätte. Nix, sagte der Herr Meyer, das macht der Sebi und jener feierte mit der Uraufführung am vergangenen Wochenende am Schauspiel Stuttgart Premiere.