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nordkurve #9: glauben sie mir, dass ich geboren wurde?

Da stolpert ein Seemann in ein Büro, wird mehr oder weniger freundlich bezüglich seiner Angelegenheiten befragt, so lang, bis sich herausstellt, dass er keine Papiere mehr hat. Sein Schiff mitsamt Seesack und Seemannskarte ist ohne ihn abgefahren, seine Identität schippert irgendwo auf den sieben Weltmeeren herum. Was tun? In B. Travens Roman „Das Totenschiff“ von 1926 schlägt sich der zurückgelassene Seemann Gales erst verzweifelt und vergeblich durch bürokratische Instanzen verschiedener Länder, bevor er auf dem einzigen Schiff anheuert, auf dem er, identitätslos wie er ist, noch arbeiten kann – der Yorikke, besagtem Totenschiff eben, das Leute auf- und ausnimmt, die sonst keiner mehr braucht. Clara Weyde bringt diesen Roman nun im Rahmen des START-OFF-Wettbewerbs am Hamburger LICHTHOF-Theater auf die Bühne.

nordkurve #5: keine ahnung, der laden heißt „brain“

Noch 282 Tage bis zum Weltuntergang. Die Weltunter-Gang lagert in weißen Tennisoutfits am Rand des Geschehens und bereitet sich auf ihren großen Auftritt vor. Stampfen, zappeln, tanzen, coole Posen – ’ne richtige Gang eben. Es ist Zeit für Lena Bireschs „Gentrifiction“, uraufgeführt durch Helge Schmidt im Hamburger LICHTHOF Theater.

integration heute – performing back am lichthof theater

Kolonialismus ist ein prägender Bestandteil weißer Geschichte und die Weißen sollten ein Recht darauf haben, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen – findet Simone Dede Ayivi, Performerin und Regisseurin der „zukünftigen Erinnerungsperformance“ Performing back, gastierend am LICHTHOF Theater Hamburg.

Sie selbst ist, wie sie erzählt, als person of colour in einer „sehr weißen Gegend“ aufgewachsen, hat dann in Hildesheim studiert – „eine Uni, die ist sooo weiß – und spätestens dort herausgefunden, dass die Weißen bei Theater „so richtig abgehen“ – warum also kein niedrigschwelliges Kulturangebot für weiße Leute machen? Deswegen hat sie sich ein interkulturelles Team zusammengestellt, denn sie will ihr Theaterprojekt nicht nur für sondern auch mit weißen Menschen entwickeln – Kameraknöpfe drücken können die nämlich zum Beispiel super. So geht Integration!