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erinnern kann ich mich nicht – palmetshofers unverheiratete als kammer- und sprachspiel in der diskothek

Die Frau, die hier in der dunklen Bühnenmitte auf einem Stuhl sitzt, ist jung. Aber auch sehr alt. Von einzelnen Spots wird sie in warmes Licht getaucht, beide Füße sind fest nebeneinander auf den Boden gepresst, als würden sie ihre verlorenen Wurzeln suchen. Marie Rathscheck ist die alte-junge Unverheiratete in Ewald Palmetshofers gleichnamigen Stück, das Ilario Rascher für zwei Aufführungen als ziemlich intensives Kammer-Sprachspiel und konsequente Innensicht auf die Diskotheksbühne gebracht hat.

kalauer gegen den endsieg – petras kreuzt fallada und leipziger lokalgeschichte zum spaßigen widerstandspanorama

Das Hakenkreuz ist zum Hashtag mutiert und die Plakate – Think national! oder Rechts rules again – an den Wänden des Plattenbau-Häuserblocks, den Susanne Schuboth auf die Drehbühne gebaut hat, könnten gut und gern auch aus einer Brave New World stammen. Der Plattenbau selbst könnte wiederum auch in der DDR stehen – inklusive Stasispitzel im Hauseingang. Genauso funktionieren Kostüme und die restliche Ausstattung von Tintenfass und Silberbesteck bis Kassettenrekorder und Pferdebettwäsche – 1920er? 40er? Mitte 1980?: Sie verhindern bewusst eine eindeutige zeitliche Verortung.