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keiner ist eine insel – robert borgmanns bunt-giftiger hoeullebecq am be

Eine Insel ist möglich, heißt es irgendwann im Houellebecq’schen Text. Eine Insel der Liebe in unserem vergifteten Weltenwahnsinn. Robert Borgmann und Team treten den Gegenbeweis an und machen aus dem Roman in Berlin eine popartbunte wie tiefschwarze Obduktion unserer heutigen Gesellschaft und ihrer Zukunftsträume.

zwei aus elf: furioses lofft-eröffnungsprogramm auf der spinnerei

Ein nigelnagelneues Theater: Das LOFFT hat in Halle Sieben der Spinnerei ein neues Zuhause gefunden und feiert das noch bis Ende des Monats mit OPEN! NOW!, einem internationalen Eröffnungsfestival. Wir haben uns zu zwei der elf Shows tief in den Westen begeben und ein sehr lohnendes Kontrastprogramm erlebt: Zwei Abende, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Einer (fast) ohne Worte und viel Bewegung (Losers Cirque Company, Prag) und einer nur aus Sprache im leeren Raum der Imagination (Iggy Lond Malmborg, Malmö).

wilde pferde, gebrochene rippen und eine große theater(liebe)

Andreas Keller? Der ist doch schon immer hier! Allein in Leipzig spielt er schon so lange Theater, dass es scheint, er wäre schon immer da gewesen. Unter drei Intendanten hat er gespielt, zwei hat er gehen sehen. In Leipzig hat er auch studiert und war hernach u.a. in Altenburg, Magdeburg, Schwerin, Bremen, Essen und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen engagiert. In diesem Jahr wird Andreas Keller mit dem THEATERPREIS DES FREUNDESKREISES Schauspiel Leipzig ausgezeichnet.

wer nur mit worten liebt, ist nicht mein freund

Leichtfüssig beginnt dieser Abend in der Box des Deutschen Theater Berlin. Lisa Hrdina und Jonas Sippel tanzen zunächst passend zu Another One Bites the Dust als Krähen auf dem staubigen Leichenacker. Hernach erzählen die beiden schrägen Galgenvögel fein launig erst einmal die ganze, tragische Vorgeschichte des antiken Dramas dieser Antigone. Falls wir die nicht mehr so ganz auf dem Schirm hatten …

making of: jesus christus

Schon während die Zuschauer ihre Plätze einnehmen, steigt Christoph Jöde – weihrauchschwenkend und mit einer Schlingensief-Gedächtnis-Perücke auf dem Kopf sozusagen als lebendiges Doppelzitat – durch die Stuhlreihen. Dabei reinigt er die Volksbühne nicht für einen andächtigen Gottesdienst, sondern für einen babylonischen Bildersturm. Kay Voges hat „Das 1. Evangelium“ von Stuttgart nach Berlin gebracht, und hier passender Weise in die Volksbühne, dem Heiligtum unter den hauptstädtischen Theatern.

käthe kollwitz in lebendigen (bühnen)bildern

Begegnungen von Theater und bildender Kunst gab es in letzter Zeit öfter zu sehen. Man denke an „Erniedrigte und Beleidigte“, inszeniert von Sebastian Hartmann in Dresden. Oder an Titus Schades Bühnenbild für Enrico Lübbes „Wolken-Heim“ in Leipzig. Auf ganz andere Art und Weise bringt die Theatergruppe „erweitere zugeständnisse leipzig/wien“ die bildende Kunst in die Schaubühne Lindenfels.

leg nicht auf! olav amendes konzentriertes kammerspiel einer verlassenen frauenseele

Das Publikum nimmt auf der relativ steilen Treppe platz, die sonst zum Kinosaal der Schaubühne führt. Das ist eine anspruchsvolle Übung – unter anderem sind die eigenen Beine so zu falten, dass man es eine gute Stunde aushalten kann ohne dem Vordermann die Knie in die Rückseite zu rammen – wird aber belohnt vom besonderen Charme des (Spiel)Raumes und einer sehr sinnfälligen Draufsicht aufs Geschehen …