berlin, wien, tallinn … leipzig: thomas frank wird leiter der residenz

Die Residenz des Schauspiel Leipzig bekommt einen neuen Chef. Der Dramaturg und Kurator Thomas Frank übernimmt mit der Spielzeit 16/17 in der Spinnerei das Ruder. Die Planungen für die Saison sind dann allerdings schon fertig - somit wird die übernächste die erste von Frank selbst kuratierte Spielzeit sein.

Thomas Frank © Privat
Thomas Frank © Privat

Frank übernimmt die künstlerische Leitung der Residenz von Esther Holland-Merten. Die Dramaturgin war u.a. auch für die Gegenwartsdramatik im Spielplan des Schauspiels verantwortlich und wird das Haus zum Spielzeitende verlassen. Mit Frank hat man einen profilierten und international vernetzten Kurator gefunden, der das Residenzprogramm inhaltlich und konzeptionell fortsetzen wird. Freie Gruppen werden vom Schauspiel zu mehrwöchigen Produktionsresidenzen eingeladen und können, ausgerüstet mit den Ressourcen eines Stadttheaters, auf hohem künstlerischen Niveau arbeiten. Und das als ständige Einrichtung, ein, so Frank, in Deutschland einzigartiges Angebot.

Thomas Frank ist Jahrgang 1972 und hat in Leipzig und Glasgow Theater- und Kommunikations- und Medienwissenschaften studiert. Nach seiner Tätigkeit für das Frankfurter Künstlerhaus Mounsonturm und die Sophiensaele Berlin übernahm er zusammen mit Haiko Pfost die Leitung der früheren Wiener “dietheater”. Daraus machten die beiden das » brut Wien – ein internationales Koproduktionshaus, an dem sich die verschiedensten Künste treffen und das bekannt ist für „kluge Performances, wilde Partys und gute Musik“ (so das Portal » thegap).  Ein Theater als Aufenthaltsort, als erweitertes Wohnzimmer der Kultur- und (Noch)-Nicht-So-Kulturszene (vienna.at), ein HAU in der Stadt Wien gewissermaßen – Frank und Pfost gewannen mit ihrem Programm schon ihrer der zweiten Spielzeit den renommierten Wiener Nestroy Preis.

Das brut hat Thomas Frank schon 2015 verlassen, er kommt gerade aus Tallinn, wo er im letzten Jahr am neuen “Vaba Lava”-Performing Arts Center als Gast-Kurator tätig war. Er freut sich  „darauf, die Residenz als Labor für neue Darstellungsformen von Theater, Tanz und Performance mit Künstlern aus ganz Europa weiterzuentwickeln“ und will „den kritischen Diskurs über Arbeitsweisen und Ästhetik der einzelnen Produktionen in einer … für die Künstler und das Publikum in Leipzig“ fruchtbaren, öffentlichen Weise führen.

Und er hat auch in dieser Spielzeit an der Residenz schon seine Finger im Spiel, genauer gesagt im Gast-Spiel von Julian Hetzel, dessen Einladung von ihm angeregt wurde. An Hetzels Performance-Abend „I’m Not Here Says The Void“ erwartet uns ein „Trip durch unheimliche Nichtorte und dunkle Materie“; eine Suche mit den Mitteln des Theaters, des Tanzes, der Bildhauerei und der Musik nach Ängsten, die „aus den unheimlichen Leerstellen des Wahrnehmbaren entstehen“.


» I’m Not Here Says The Void
8. – 10. April, Residenz Schauspiel Leipzig

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