Käthe – Vom Leben / Gezeichnet | Schaubühne Lindenfels

käthe kollwitz in lebendigen (bühnen)bildern

Begegnungen von Theater und bildender Kunst gab es in letzter Zeit öfter zu sehen. Man denke an „Erniedrigte und Beleidigte“, inszeniert von Sebastian Hartmann in Dresden. Oder an Titus Schades Bühnenbild für Enrico Lübbes „Wolken-Heim“ in Leipzig. Auf ganz andere Art und Weise bringt die Theatergruppe „erweitere zugeständnisse leipzig/wien“ die bildende Kunst in die Schaubühne Lindenfels.

Copyright erweiterte zugeständisse leipzig/wien

In ihrem Theaterabend „Käthe – Vom Leben/Gezeichnet“ geht es um Leben und Werk von Käthe Kollwitz. Das ungewöhnlichste und zugleich beeindruckendste Element der Inszenierung sind die Nachstellungen von Werken der Künstlerin (in erster Linie Grafiken, aber auch Plastiken) durch die Schauspieler. Wie in sogenannten Tableaux vivants entstehen die Bilder, von denen in der DDR Aufgewachsene viele aus ihren Schulbüchern kennen, auf der Bühne neu. Den Gestaltern des Programmheftes ist es zu danken, dass man etliche davon auch noch einmal als Reproduktion in die Hand bekommt.

Doch natürlich bleibt der Theaterabend nicht bei der Wiedergabe von Kunstwerken stehen. Es gelingt, mit diesen Bildern vom Leben der Künstlerin zu erzählen, von ihrem Kampf gegen Not,  Unterdrückung, Krieg, von ihren persönlichen Opfern. Der Text basiert zu großen Teilen aus Tagebuchaufzeichnungen und Briefen von Käthe Kollwitz. So beginnt es gleich mit einer Beschreibung ihres Besuches der Uraufführung von Hauptmanns „Webern“, der sie zu dem Zyklus „Weberaufstand“ inspirierte. Weitere Szenen zeigen ihren Mann, den Arzt Karl Kollwitz, bei seiner Arbeit in Berliner Proletarierfamilien. Dann sehr private Bilder – die Familie Kollwitz spielt Theater, Shakespeares Sommernachtsraum. Bilder aus dem Zyklus „Bauernkrieg“ stellen eine Verbindung zu den Kriegen her, die die Kollwitz selbst miterleben musste, und thematisieren den Verlust ihres Sohnes Peter im 1. Weltkrieg. Wie auf ihrem Bild „Schlachtfeld“ sucht sie selbst mit einer Lampe auf dem Schlachtfeld unter den Toten ihren Sohn. Im letzten Bild sehen wir Käthe Kollwitz im Kreise ihrer Enkel, eine Bilanz ihres Lebens ziehend.

Der Compagnie „erweiterte zugeständisse leipzig/wien“ ist ein beeindruckender Abend gelungen, der dazu anregt, sich mit einer Künstlerin zu beschäftigen, die mit ihrer Kunst ihre Stimme vehement gegen Krieg und Ausbeutung erhob.


» Käthe – Vom Leben / Gezeichnet
Konzeption: Friederike Köpf und Verena Noll. Regie Friederike Köpf. Ausstattung Elisabeth Schiller-Witzmann. Musik Robert Rehnig. Mit Schauspiel: Laila Nielsen, Verena Noll, Johannes Gabriel, David Jeker und Statisten.

Weitere Vorstellungen am 5. und 6.10. sowie im Januar 2019.

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