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ist denn überhaupt noch jemand da? castorfs tschewengur am schauspiel stuttgart

Frank Castorf ist für sein Interesse an russischen Romanen bekannt. Nach diversen Dostojewski-Inszenierungen hat er jetzt bei seiner ersten Regiearbeit in Stuttgart einen neuen Autor für sich entdeckt. Einen, den manche Literaturkenner in eine Reihe mit Joyce, Musil und Kafka stellen, der aber dem breiten Publikum kaum bekannt ist. Was von Dichter und Inszenierung zu halten ist, berichtet Thomas Pannicke aus Stuttgart.

nüscht und alles und alles und nüscht – sebi hartmanns revisor am schauspiel frankfurt

Irgendwie staunt man ja jedesmal aufs Neue, wie der Hartmann es schafft, sich mit einer Überdosis des schönsten Klamauks inklusive selbstreferentieller Ironisierung dem Geschichten-Erzählen konsequent zu verweigern, um dann trotzalledem oder genaudeswegen mitten in des Stückes Kern punktzulanden und damit auch noch so manchen wunden Punkt zu treffen. So auch am letzten Samstag am Schauspiel Frankfurt.

sind wir nicht alle ein bisschen das volk?

Keine große Theaterkunst, aber packendes, aktuelles Theater, das Probleme offen auf die Bühne bringt. Mutig, ambitioniert, manchmal vielleicht etwas zu laut, aber draußen auf der Straße geht auch nicht leise zu – da muss man den Mut haben, auch auf der Bühne laut zu sein. Volker Lösch und der Dresdner Bürgerchor haben den Mut und Thomas Pannicke hat’s für uns gesehen und empfiehlt genaues Zuhören.

„wolf unter wölfen“
ein offener brief von sascha hawemann

Nach seiner jüngsten Premiere – Falladas „Wolf unter Wölfen“ am Schauspiel Hannover – hat Regisseur Sascha Hawemann einen offenen Brief an die Theaterkritiker und -kritikerinnen geschrieben. Eine Anregung, darüber zu streiten, was Theaterkritik sein kann und soll; ein Aufruf zum respektvollen und offenen Umgang miteinander und ein Plädoyer für die Liebe zum Theater und zur Schauspielkunst. Und hier ist er:

laufen rennen kaufen hetzen jagen – sascha hawemann inszeniert „wolf unter wölfen“ in hannover

Klamottenberge in holzvertäfelter Kaufhausatmosphäre unter Milchglaslicht, so präsentiert sich dem Zuschauer die erste Szene nach dem Eisernen Vorhang, und aus diesen Klamottenbergen schält sich über die ersten Minuten eine Arbeiterschaft heraus, die uns kurz danach recht aufgebracht im Sprechchor ins Geschehen einweist: Deutschland. 1923. Inflation. Alles geht den Bach runter.

Und dann geht es los, das „laufen rennen kaufen hetzen jagen“ – Sascha Hawemann inszeniert mit einer 1A-Besetzung Hans Falladas Tausend-noch-was-Seiten-Roman „Wolf unter Wölfen“ am Schauspiel Hannover und jagt durch Szenen, Personenkonstellationen und Orte, dass einem mitunter der Kopf schwirrt.

schöne neue arbeitswelt?
SIGNAs söhne & söhne in hamburg

Seit Oikonomos Walerian Lieblingssohn I. Leiter der Hamburger Filiale der Firma Söhne & Söhne ist, tragen sich dort seltsame Dinge zu. Alle Uhren stehen auf halb eins, Mitarbeiter leiden wiederholt unter Nasenbluten, andere sind gar verschwunden oder wieder aufgetaucht, ohne sich an irgendetwas erinnern zu können – Unser Autor hat sich dennoch für einen Abend von SIGNA einstellen lassen und hatte einen erwartungsgemäß ungewöhnlichen und aufwühlenden ersten Arbeitstag.