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sieben stunden nicht nur goethe, aber viel faust. und kein bisschen müde.

An der Berliner Volksbühne herrscht derzeit großer Besucherandrang. Die Inszenierungen der Regisseure, die seit Jahren das Bild des Hauses prägen (neben Frank Castorf sind das René Pollesch, Christoph Marthaler und Herbert Fritsch) laufen vor ausverkauftem Haus. Der Hausherr selbst hat sich in dieser letzten Spielzeit zurückgehalten und erst Anfang März seine erste Premiere auf die Bühne gebracht – Faust.

geburtstagsparty bei den südknechts

Fünf Jahre läuft die Seifenoper-Improschau im Horns Erben nun schon und – Asche auf unser Haupt – wir haben es bislang noch nie hin geschafft. Umso erfreulicher, dass wir trotzdem zur großen Jubiläumfeier eingeladen waren! Letzten Samstag beging die Wirtsfamilie Südknecht – mittlerweile angekommen im Jahre 1951 – als furiosen Abschluss einer Festspielwoche den internationalen Frauentag. Ach nein, den ***zigsten Geburtstag des Patriarchen Adolf. Beziehungsweise beides.

landlust und -frust nach turgenjew – jetzt am schauspiel frankfurt, im mai in leipzig

1855 schrieb Iwan Turgenjew seine doppelbödig-tückische Liebeskomödie Ein Monat auf dem Lande, 160 Jahre später hat der britische Autor, Comedian und Regisseur Patrick Marber sie gekonnt geschärft, verdichtet und britisch-dezent aufs Tempo gedrückt. Drei Tage auf dem Land wird Enrico Lübbe im Mai in Leipzig inszenieren, wir waren in Andreas Kriegenburgs deutschsprachiger Erstaufführung am Schauspiel Frankfurt schon mal Landluft schnuppern.

schräge trauerfeier für die welt, wie sie ist – aufstieg und fall der stadt mahagonny an der oper halle

Vor einiger Zeit habe ich hier bereits über den Auftritt von Clemens Meyer an der Oper Halle berichtet. Nun habe ich dort auch eine Opernaufführung besucht. Zu Beginn der Spielzeit lautete das Motto der Oper Halle „Alles brennt“. Für die zweite Spielzeithälfte hat man sich etwas Neues einfallen lassen: „Trauern und träumen: Kapitalismus inszenieren heute.“

Michael von zur Mühlen, der auch dem Leipziger Opernpublikum bekannt sein dürfte, ist jetzt hier Chefdramaturg und hat „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ inszeniert – sehr passend zum Thema „Kapitalismus inszenieren“. Wegen ihrer Gesellschaftskritik wurde die Uraufführung der Oper 1930 in Leipzig durch pöbelnde Nazis gestört. Schaut man sich den Text genauer an, findet man durchaus auch heute noch einen Gegenwartsbezug. Sprüche wie „Für die Freiheit der reichen Leute!“ könnten vom neuen Präsidenten der USA stammen. Aber der Regie ist nicht an solcher Aktualisierung gelegen, viel wichtiger sind die Worte trauern und träumen.