Blog

kurzkritik: ganz tief im keller-club

Ui, das war ein anstrengender Abend: Tim Kahn hat sich in den Cammerspielen an Dostojewskis „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“, gewagt, versucht, dem großen Monolog der an Welt- und Selbstekel krankenden russischen Seele mit einer Vielzahl von stilistischen Mitteln Herr zu werden und ist dabei doch sehr weit weg geblieben von den Dostojewskischen Gedanken, beziehungsweise diese vom Publikum.

und (con)action! das café für menschen mitohne fluchtbiografie am schauspiel leipzig

Montag, 17 Uhr, Baustelle Schauspiel Leipzig. Im Foyer gibt es Bemmchen und Tee, Bobbycars sausen herum, an zwei Tischtennisplatten werden gemischte Doppel ausgetragen. Da sind junge Leute, gestandene Väter, Mütter und Kinder aus Afghanistan, Syrien, dem Irak, dem Iran, Kuba … Dazu gesellen sich Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen des Theaters, die Leute vom » Verein Interaction, Freunde, Gäste, Studenten …

da ist nichts, aljoscha! – martin laberenz‘ brüder karamasow am schauspiel hannover

Hartes Kirchengestühl, ein Kreuz mit lebensgroß leidendem Jesus, Gebetsbank, Kerzen an den Bühnenrändern. Dazwischen ein metallener Trichter mit Kletterstiegen nach oben, drum herum ein Gewirr von Treppen und Podesten. Nebel, gedämpftes Licht, Musik: Eine düstere Kirche hat Bühnenbildner Volker Hintermeier da ins Schauspiel Hannover gebaut. Ein Bühnenbild, bei dem man sich direkt auf’s Bespieltwerden freut. Und bespielt wird es fünfeinhalb anstrengende, fordernde, beglückende Stunden lang!

wellenreiten auf hoher see – sina martens solo im lofft

Normalerweise machen wir euch ja nicht die Nase lang mit Abenden, die nicht mehr laufen. In diesem Fall: klare Ausnahme. Zu zauberhaft, komisch, heartwarming war das Sina-Martens-Solo „Seine Braut war das Meer und sie umschlang ihn“, dass als Werkstattproduktion in dieser Woche im LOFFT zu sehen war …

schnapspfützenleserei ohne erlösung – die hockenden in der diskothek

„die hockenden“ (beides bedeutungsschwanger klein angefangen)? Ah, Problemstück, denkt sich die erprobte Theaterista auf dem Weg in die Diskothek und in der Tat: sperriger Text, die Stimmung düster, latent grelle Ausstattung, die Bühne ein Un(ort), dessen Enge und Tristesse kaum Luft zum Atmen lassen. Wie daraus ein recht intelligent-vergnüglicher Theaterabend wird? Weiterlesen!