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»im augenblick sieht es so aus, als würde der sex-shop gewinnen«

In der letzten Woche ist Bert Neumann, langjähriger und stilprägender Bühnenbild-Revolutionär der Volksbühne mit nur 54 Jahren überraschend gestorben. Wir sind traurig über ein neues, viel zu frühes „Nie wieder“ in der schnelllebigen Zeit und Welt, der auch die Volksbühne selbst zum Opfer fallen wird.

wie baal einst liebte, als baal war

Was für ein toller Text, der Brecht’sche Baal, denkt man des öfteren am Freitag Abend im Schaupiel Leipzig, an dem sich Nuran David Calis die erste Fassung des Dramas vorgenommen hat und Sebastian Tessenow einen großartigen Baal spielt, einen, den man so noch nicht gesehen hat.

alle laster sind zu etwas gut. nur der mann nicht, sagt baal, der sie tut

arturo ui in weimar – die große ingolf müller-beck show

In Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui beschreibt Bertolt Brecht den Weg Hitlers von den Anfängen der nationalsozialistischen Bewegung in der Weimarer Republik bis zur Annexion Österreichs. Der Hitlerfaschismus hat auch in der Stadt Weimar seine Spuren hinterlassen. Den Besucher führt der Weg vom Bahnhof ins Stadtzentrum vorbei am von den Nazis erbauten Gauforum und vor den Toren der Stadt befindet sich auf dem Ettersberg im ehemaligen Konzentrationslager die Gedenkstätte Buchenwald. Grund genug also, um im Deutschen Nationaltheater Weimar nicht nur Goethe und Schiller, sondern auch Brecht zu spielen. Am Pfingstwochenende hatte Arturo Ui in der Regie von Christoph Mehler Premiere.

bericht aus baalin: geschichten, die man versteht, sind nur schlecht erzählt

Es war zu erwarten, dass der Ansturm auf die Karten enorm sein würde. Da kann man von Glück reden, wenn man einen Theaterenthusiasten wie Werner Mattke kennt. Der fährt dann mitten in der Nacht nach Berlin, ist zwei Uhr morgens der erste an der Kasse und bekommt natürlich acht Stunden später auch Karten. Hier nun ein Bericht von der Derniere des Castorfschen Baal.

und sie, was ist mit ihnen? leo skverers geschlossene gesellschaft

Montag, viertel vor acht und Trauben junger Menschen vor der Baustelle, längst nicht alle bekommen Karten. Drinnen feiert Leo Skverers dritter (und leider letzter) Baustellenabend Premiere. Nach dem anregend-sperrigen Das Missverständnis und der wunderbaren Else hat der nun Satres Geschlossene Gesellschaft in Szene gesetzt. Als szenisches Projekt. Was im besten Falle lustvolles Ausprobieren und Freiheit des Künstlers meint und leider zu oft mach-mal-darf-bloß-nüscht-kosten. In diesem Falle vielleicht beides? Auf jeden Fall war es: groß.