Dieses Schauspiel beginnt schon vor dem Beginn. Der Vorhang schließt und öffnet sich (er soll sich bis zum Ende noch mehrfach so un-ent-schlossen geben) und Samuel Simon aka Estragon schwebt über die Bühne und spricht die ersten Worte wie ein Mantra in den Saal:
nichts zu machen? robert borgmann haut uns den beckett in frischen farben um die ohren
landlust und -frust nach turgenjew – jetzt am schauspiel frankfurt, im mai in leipzig
1855 schrieb Iwan Turgenjew seine doppelbödig-tückische Liebeskomödie Ein Monat auf dem Lande, 160 Jahre später hat der britische Autor, Comedian und Regisseur Patrick Marber sie gekonnt geschärft, verdichtet und britisch-dezent aufs Tempo gedrückt. Drei Tage auf dem Land wird Enrico Lübbe im Mai in Leipzig inszenieren, wir waren in Andreas Kriegenburgs deutschsprachiger Erstaufführung am Schauspiel Frankfurt schon mal Landluft schnuppern.
it takes two to tango … for the road – jürgen kruses pinter-doppel am schauspiel frankfurt
Seit Oktober läuft auf der kleinen Bühne des Schauspiel Frankfurt nun die schon vierte Jürgen-Kruse-Inszenierung in (jährlicher) Folge: Ein Harold-Pinter-Doppelabend ist es diesmal und so krust cruist der Leipziger Fan erneut an den Main und findet sich ein wenig erstaunt in einer gar nicht wie gewohnt überbordenden, sondern eher recht aufgeräumt-konzentrierten (Folter)Höllenweltkugel wieder.
destillate und derivate – alexander eisenach lädt die revolver am schauspiel frankfurt
Ein Finanz-Western? Colts, Saloons, Whisky, schnelle Pferde, schöne Frauen und die unterkühlte Finanzwelt, Termingeschäfte, Hedgefonds und Indices? In Alexander Eisenachs „Der kalte Hauch des Geldes“ geht das tatsächlich zusammen und bringt neben erhellenden Momenten vor allem große Zuschau-Freude.
nüscht und alles und alles und nüscht – sebi hartmanns revisor am schauspiel frankfurt
Irgendwie staunt man ja jedesmal aufs Neue, wie der Hartmann es schafft, sich mit einer Überdosis des schönsten Klamauks inklusive selbstreferentieller Ironisierung dem Geschichten-Erzählen konsequent zu verweigern, um dann trotzalledem oder genaudeswegen mitten in des Stückes Kern punktzulanden und damit auch noch so manchen wunden Punkt zu treffen. So auch am letzten Samstag am Schauspiel Frankfurt.
auf einen wein im „hessischen landboten“
leonce & lena am schauspiel frankfurt
Welcome back im Frankfurter Kruseversum. Dieses Mal mit einem Stück, das wie gemacht ist für Jürgen Kruses Co-Regie mit dieser tollen Mischung aus Sprachspiel, Wortwitz, Absurdität und Melancholy – Welcome to Georg Büchners schräger Welt of Pipi & Popo, give a warm welcome to: Leonce und Lena.
that’s entertainment – kruses neuer streich am schauspiel frankfurt
Ein neuer Kruse-Kosmos ist vergangenen Samstag im Bauch der Frankfurter Kammerspiele erstanden: Entertaining Mr. Sloane heißt das Stück im Original, und nicht nur dieser wird in der Inzenierung der bitterbösen Komödie Joe Ortons (zu deutsch: Seid nett zu Mr. Sloane) bestens unterhalten.
im herzen die finsternis – sebastian hartmanns „dämonen“ in frankfurt
Vorab gesteht der Rezensent, Dostojewskis Dämonen, die Sebastian Hartmann am Freitag am Schauspiel Frankfurt inszenierte, nicht gelesen zu haben. Was bildungslückenhaft gewagt klingt, erweist sich als Vorteil: Es entfällt die Suche nach Orientierung in der Romanvorlage, die der Regisseur bewusst verwehrt. Dafür begeben sich Hartmann und Ensemble ganz tief hinein in die menschliche Seele. Und dort funkelt es fiebrig und düster.