Nach einer eher originalgetreuen Inszenierung der Meyerbeerschen Oper Anfang der Spielzeit folgt nun der zweite von vier Teilen bzw. Überschreibungen und dieser macht aus der Grand Opera einen anregenden Performance-Abend.
oper goes performance, europa nach afrika
kalauer gegen den endsieg – petras kreuzt fallada und leipziger lokalgeschichte zum spaßigen widerstandspanorama
Das Hakenkreuz ist zum Hashtag mutiert und die Plakate – Think national! oder Rechts rules again – an den Wänden des Plattenbau-Häuserblocks, den Susanne Schuboth auf die Drehbühne gebaut hat, könnten gut und gern auch aus einer Brave New World stammen. Der Plattenbau selbst könnte wiederum auch in der DDR stehen – inklusive Stasispitzel im Hauseingang. Genauso funktionieren Kostüme und die restliche Ausstattung von Tintenfass und Silberbesteck bis Kassettenrekorder und Pferdebettwäsche – 1920er? 40er? Mitte 1980?: Sie verhindern bewusst eine eindeutige zeitliche Verortung.
zwischen shakespeare, hitler und müller in der weimarer puppenstube
In der vergangenen Woche wäre Heiner Müller 90 geworden. Sicher ist es ein Zufall, dass ein paar Tage später seine Bearbeitung von Shakespeares Macbeth auf dem Spielplan des Deutschen Nationaltheaters Weimar stand, aber es ist ein schöner Zufall.
nichts zu machen? robert borgmann haut uns den beckett in frischen farben um die ohren
Dieses Schauspiel beginnt schon vor dem Beginn. Der Vorhang schließt und öffnet sich (er soll sich bis zum Ende noch mehrfach so un-ent-schlossen geben) und Samuel Simon aka Estragon schwebt über die Bühne und spricht die ersten Worte wie ein Mantra in den Saal:
last call for hamlet – dresdens kultinzenierung zieht nach düsseldorf
Schon seit 2012 rockt dieser Hamlet mit Christian Friedel in der Titelrolle und seiner Band Woods of Birnam Dresden – jetzt laufen hier die allerletzten Vorstellungen. Was aber für die Inszenierung nicht das Aus, sondern einen Umzug von der Elbe an den Rhein bedeutet: Denn Früher-hier-und-jetzt-dort-Intendant Wilfried Schulz holt sie mal eben ans Schauspiel Düsseldorf.
Nur wenigen Theaterabenden ist ein so langes Leben an verschiedenen Häusern vergönnt. Wir haben eine der letzten Aufführungen in Dresden genutzt, um zu schauen, was denn dran ist an diesem Kult-Hamlet.
ich habe die tat getan – philipp preuss‘ drückt bei macbeth auf die repeat-taste
Schon vor Beginn öffnet und schließt sich der rote Vorhang rasch und wie von Geisterhand vor dem immer gleichen – und immer neuen – Drama und nimmt so die Idee dieses eigenwilligen Abends vorweg: Denn Philipp Preuss genügen für seinen Macbeth am Staatsschauspiel Nürnberg die beiden ersten der fünf Akte, die allerdings dekliniert er in einem mörderischen Reigen aus Machtgier und Bluttat wieder und wieder (und wieder) durch.
just for one day – sascha hawemanns furioses iggy-bowie-doppel am schauspiel hannover
Über allem: der Dark Star. Nur durch winziger Löcher schießt er helle Strahlen über die düstere, theatervernebelte Bühne. Aber innen drin brennt es gleißend hell. Ein schönes erstes Bild für Sascha Hawemanns Abend über die Berliner Jahre von Iggy Pop und David Bowie. Denn auch das, was in deren Geschichte dunkel, brüchig und (selbst)zerstörerisch ist, birgt drinnen ein großes Leuchten, eine Strahlkraft, die auch noch 40 Jahre später wirkt.
bleiben sie bitte kurz dran? – in der warteschleife mit denis petković
Alexa, Christmas Vibes! Denis Petković schlängelt sich durch die Zuschauertische zu einer Art Rezeption mit Telefon und einem (etwas aus der Zeit gefallenen) Reservierungsbuch. Er ist Sami, der im Kellergeschoss eines Berliner Promis-Ladens hockt und die chaotische Reservierungshotline im fest Griff hat: Die Hauptfigur in Betty Modes One-Man-Stück, das Kristina Seebruch für den späten Abend und im intimen Rahmen charmant,, gescheit und äußerst amüsant in Szene gesetzt hat.